Private Vermögensbildung ist wichtig, zum Beispiel um im Ruhestand mehr Geld verfügbar zu haben. Das bedeutet allerdings Verzicht auf‘s Geldausgaben heute.
Nicht einfach, wenn das Einkommen keine großen Spielräume zum Sparen lässt. Wie kann ich auch mit wenig Geld Vermögen aufbauen?
Die wichtigsten Punkte:
Dass die gesetzliche Rente nicht ausreicht, um den gewohnten Lebensstandard im Alter aufrecht zu erhalten, ist eine Binsenweisheit. Schon aus diesem Grund ist es wichtig, selbst Vermögen aufzubauen, um später ein Polster zu haben, mit dem sich die Rente aufbessern lässt.
Auch aus anderen Gründen ist Vermögensbildung wichtig - zum Beispiel, um die Ausbildung von Kindern zu finanzieren. Ein Studium kostet mehrere zehntausend Euro und wenn nicht nur ein Kind studiert, multiplizieren sich die Kosten.
Gut wenn dafür Vermögen zur Verfügung steht.
Vermögen im Hintergrund bedeutet aber auch mehr Sicherheit und Schutz gegen die Unwägbarkeiten des Lebens. Finanzielle Einschnitte und Durststrecken können im Ernstfall besser bewältigt werden.
Private Vermögensbildung ist finanzielle Existenzvorsorge!
„Wenig Geld“ ist ein relativer Begriff. Für den einen sind schon 100 Euro eine Menge Geld, für den anderen Peanuts.
Das durchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen liegt bei 3.612 Euro monatlich. Die Konsumausgaben im Monat betragen etwas mehr als 2.500 Euro im Schnitt.
Die Differenz von knapp 1.200 Euro steht aber nicht einfach für Vermögensbildung zur Verfügung.
Abzuziehen sind u.a. Versicherungsbeiträge - auch für private Krankenzusatzversicherungen -, Kfz-Steuer, Kreditraten, Unterhaltsverpflichtungen, Rücklagenbildung für größere Anschaffungen (Auto, Einrichtung) und für Unvorhergesehenes.
Dadurch kann sich der Spielraum für Vermögensbildung schon drastisch reduzieren.
Außerdem handelt es sich um Durchschnittswerte. Gerade bei Haushalten mit einem Alleinverdiener und mehreren Kindern oder bei Alleinerziehenden ist das, was für Vermögensaufbau übrig bleibt, oft überschaubar.
Die gute Nachricht für alle, die nicht viel Geld zur Seite legen können, lautet: auch mit geringen Sparbeträgen lässt sich ein kleines Vermögen aufbauen - vorausgesetzt: man hält lange durch, spart regelmäßig und legt das Geld rentierlich an.
Werden zwischenzeitliche Erträge immer wieder investiert, kommt außerdem ein Zinseszinseffekt hinzu: Erträge erzeugen wieder Erträge. Dadurch dynamisiert sich das Vermögenswachstum.
Wie sich das auswirkt, zeigt folgende Tabelle:
Gehen wir von der letzten Beispiel-Rechnung mit einem Vermögen von 111.319,78 Euro nach 35 Jahren aus, dann lässt sich später mit einem Auszahlplan folgende Zusatzrente generieren (unterstellt, es gilt weiterhin eine Rendite von 5 Prozent):
Die Tabelle macht deutlich, warum es wichtig ist, das Geld rentierlich anzulegen. Bei 1 Prozent Rendite und 100 Euro monatlicher Sparrate beträgt der Vermögenseffekt durch Wiederanlage von Erträgen 8.263,12 Euro (16,4 Prozent des Endvermögens), bei 5 Prozent Rendite macht er 69.319,78 Euro (62,3 Prozent des Endvermögens) aus - mehr als achtmal so viel!
Wie jede Geldanlage bewegt sich Vermögensaufbau innerhalb des magischen Dreiecks von Rentabilität, Sicherheit und Verfügbarkeit. Wegen der Langfrist-Perspektive ist (kurzfristige) Verfügbarkeit tendenziell weniger wichtig als bei sonstigen Investments.
Bleibt das Spannungs-Verhältnis von Rendite und Sicherheit. Wer auf höchste Sicherheit Wert legt, muss erhebliche Abstriche bei der Rendite machen, was den Vermögensaufbau stark bremst.
Wichtiger als „absolute“ Sicherheit - die gibt es nicht! - ist ein ausgewogenes Verhältnis von Rendite und Risiko sowie eine planvolle Vermögensanlage.
Sparen und Aktieninvestment - das erschien lange unvereinbar. Haftet Aktien doch ein Ruf von Risiko und Spekulation an, während beim Sparen die Sicherheit oberstes Prinzip ist.
Doch mittlerweile hat ein Bewusstseinswandel stattgefunden - spätestens seit verzinsliche Geldanlagen kaum noch Erträge bringen und sogar Negativzinsen drohen.
Die bittere Wahrheit ist: wer sein Geld aufs Sparbuch legt, muss dafür einen hohen Preis bezahlen. Die Inflation frisst nicht nur die mageren Erträge auf sondern auch einen Teil des Sparkapitals. Vermögensvernichtung statt Vermögensaufbau – so könnte man es auch nennen.
Aktieninvestments bieten dagegen wesentlich bessere Ertragsaussichten. Das gilt vor allem auf lange Sicht, weil sich Kursschwankungen im Zeitablauf ausgleichen. Und die lange Sicht ist es vor allem, die bei Vermögensaufbau zählt. Bei Aktiensparplänen wirkt zudem der sogenannte Cost-Average-Effekt ausgleichend.
Mit einer breiten Streuung lässt sich auch das Risiko in Grenzen halten. Das Risiko einer einzelnen Aktie kann mittels Streuung vollständig eliminiert werden, es bleibt nur das allgemeine Marktrisiko. Dafür gibt es eine „Risikoprämie“ in Form höherer Renditen.
Untersuchungen zeigen, dass (breit gestreute) Aktieninvestments bei längeren Investmentzeiträumen Renditen von sechs bis acht Prozent p.a. erwarten lassen. Das schafft keine andere Vermögensanlage.
Mit Aktienfonds kann solch eine breite Streuung problemlos auch mit kleinen Beträgen realisiert werden. Anstatt selbst viele verschiedene Aktien zu kaufen, tut dies das Fondsmanagement. Ein weiterer Vorteil: die Fondsmanager sind Anlageexperten und halten die Märkte im Blick. Fondsinvestment ist einfach und bequem.
Fonds-Anlagen eignen sich auch gut, um in verschiedene Anlageklassen zu investieren. Denn außer Aktienfonds gibt es Immobilienfonds, Anleihefonds, Geldmarktfonds oder Rohstofffonds. Im Angebot sind auch Mischfonds, die selbst mindestens zwei Anlageklassen umfassen. Mit einem solchen Mix kann ein noch besseres Verhältnis von Rendite und Risiko erreicht werden.
Zahlt dein Arbeitgeber Vermögenswirksame Leistungen, empfiehlt sich ein (Aktien-)Fondssparplan.
Bis zu 40 Euro monatlich vom Arbeitgeber sind möglich.
Wird weniger gezahlt, kannst du die Leistung auch selbst aufstocken. Das lohnt sich besonders dann, wenn du zusätzlich Anspruch auf staatliche Förderung hast (Arbeitnehmersparzulage: 20 Prozent, maximal 80 Euro p.a.).
Das ist bei einem zu versteuernden Jahreseinkommen von nicht höher als 20.000 Euro (40.000 Euro bei Eheleuten) der Fall. Arbeitgeber-Beitrag und Förderung sind quasi geschenktes Geld - es besteht kein Grund, darauf zu verzichten.
Das Kürzel ETF steht für Exchange Traded Fund - börsengehandelter Investmentfonds. Dieser Fondstypus hat in den letzten Jahren einen ungeheuren Boom erlebt.
Der Grund dafür ist einfach: ETF’s sind besonders günstig. Da sie sich in der Regel darauf beschränken, Indizes nachzuvollziehen, verursacht das Fondsmanagement wenig Kosten. Das schlägt sich positiv in den Verwaltungsgebühren nieder. Sie machen nur einen Bruchteil der Gebühren „normaler“ Fonds aus.
Es gibt auch keine Ausgabe- oder Rücknahmeaufschläge wie sonst bei Fonds üblich. Lediglich Gebühren für Börsenhandel und ggf. für die Depotführung fallen an. Viele Anbieter - insbesondere Online-Broker und Direktbanken - bieten kostenlose Depots an.
Und die Gebühren für Börsenhandel halten sich in Grenzen, wenn einmal gekaufte ETF’s „durchgehalten“ werden.
Bei ETF-Sparplänen gelten außerdem oft Sonderkonditionen. Es lohnt sich, Anbieter zu vergleichen.
Kostenoptimierung leistet einen wichtigen - und oft unterschätzten - Beitrag zum Anlageerfolg. Die Kosten schmälern die Rendite, sie fressen einen Teil der Erträge auf. Gut, wenn dieser Effekt auf ein Minimum beschränkt wird.
Obwohl ETF’s eine schlichte Anlagestrategie verfolgen und Marktentwicklungen nur nachvollziehen, schneiden sie nicht unbedingt schlechter ab als Fonds, die den Markt schlagen wollen.
Untersuchungen zeigen, dass sich das Fondsmanagement solcher „aktiven“ Fonds doch gerne am Marktindex orientiert und eine eventuelle Überperformance wird häufig durch die höheren Kosten wieder zunichte gemacht.
In der Regel wird für ETF-Sparpläne eine begrenzte Auswahl an ETF’s angeboten. Üblicherweise ist das Spektrum aber so breit, um die eigenen Vorstellungen problemlos umsetzen zu können.
Eine besonders breite Streuung bieten beispielsweise ETF’s mit dem MSCI World als Bezugsindex. Der MSCI World umfasst rund 1.600 Aktienwerte aus 23 Industrieländern.
Ein Robo-Advisor ist ein digitaler Vermögensverwalter - ein Angebot für Leute mit wenig Geld und geringem Finanz-Know How, die professionell Vermögensaufbau betreiben wollen.
Der Robo-Advisor entwickelt auf Basis der persönlichen Anlagepräferenzen eine Anlagestrategie, setzt diese um und überwacht sie fortlaufend. Als Instrumente dienen häufig ETF’s bzw. ETF-Sparpläne, manchmal auch andere Fonds und Finanzprodukte.
Der digitale Vermögensverwalter sorgt dafür, dass die Vermögensbildung nach neuesten Erkenntnissen optimiert wird. Er bietet außerdem den Vorteil, dass der Vermögensaufbau einfach und bequem funktioniert.
Man braucht kein Finanzwissen, muss die Märkte nicht beobachten und überlässt die Anlage dem System.
Der Wermutstropfen: für diese Leistung fallen (zusätzliche) Gebühren an. Der Mehrwert der digitalen Vermögensverwaltung sollte sie mindestens aufwiegen. Ob dies der Fall ist, muss jeder selbst entscheiden.
Wenig Geld ist kein Grund, auf Vermögensaufbau zu verzichten. Wenn du mit System vorgehst, diszipliniert sparst und auf ein ausgewogenes Rendite-Risiko-Verhältnis achtest, ist mehr erreichbar als du vielleicht denkst.
diplomierter Bankbetriebswirt BankColleg
zertifizierter VR-Gewerbekundenberater RWGA
Über den Autor
Ricardo Tunnissen hat das Bankgeschäft von der Pike auf gelernt. Nach Abschluss seiner Ausbildung zum Bankkaufmann IHK, bei einer regionalen Volksbank, startete er als Privatkundenberater mit einer Veranwortung für über 3.000 eigene Kunden.
Sowohl während seiner Zeit als Finanzierungsspezialist in der privaten Baufinanzierung, sowie als Gewerbekundenberater in der Firmen- und Gewerbekundenabteilung, bildete er sich zum zertifizierten VR-Gewerbekundenberater RWGA weiter.
Es folgte ein berufsbegleitendes Studium zum Bankfachwirt BankColleg, Bankbetriebswirt BankColleg und zuletzt zum diplomierten Bankbetriebswirt BankColleg auf dem Campus Schloss Montabaur.
Erfahre hier mehr über die fachlichen Qualifikationen und die berufliche Expertise vom Autor.
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Ricardo Tunnissen
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