Mit Trade Republic und Comdirect vergleichen wir zwei unterschiedlich aufgestellte Anbieter. Trade Republic agiert am Markt als sogenannter Neobroker. Comdirect startete ursprünglich als eigenständige Direktbank und ist inzwischen eine Marke der Commerzbank.
Beide Akteure bieten Kunden Depotführung und Wertpapierhandel an. Hierauf konzentriert sich auch unser Vergleich.
Ist Trade Republic oder Comdirect die bessere Wahl?
Die wichtigsten Punkte:
Trade Republic* gehört zur Generation der sogenannten Neobroker. So werden Online-Broker mit einem niedrigschwelligem Angebot bezeichnet, die mit einfachem Handel, bequemem Handling und niedrigen Handelskosten punkten wollen. Moderne digitale Technik besitzt einen hohen Stellenwert.
2015 in München gegründet gehört Trade Republic inzwischen zu den älteren Neobrokern am Markt. Der Firmensitz befindet sich nach einer Zwischenstation in Düsseldorf heute in Berlin. Die Gründung gelang seinerzeit mit Starthilfe des Startup-Inkubators der Comdirect Bank.
Es bestanden und bestehen aber keine geschäftlichen Verbindungen zur Comdirect. Trade Republic verfügt als einer der wenigen Neobroker über eine Lizenz als Wertpapierhandelsbank und firmiert als Trade Republic Bank GmbH.
Mehrheitseigentümer von Trade Republic sind mehrere Private Equity-Investoren - u.a. Creandum, Project A Ventures, Accel Partners und Founders Fund.
Die drei Gründer sind nach wie vor geschäftsführend im Unternehmen tätig, aber nur noch geringfügig beteiligt. Zeitweise befand sich das Unternehmen im Mehrheitseigentum des Düsseldorfer Online-Brokers Sino AG. Der hat aber sein Beteiligungsengagement mittlerweile drastisch reduziert.
Ursprünglich zielte Trade Republic vor allem auf „Digital Natives“ als junges, risikobereites Publikum. Der Handel funktionierte ausschließlich per Mobile App und war auf kurzfristig orientiertes Trading ausgerichtet.
Seit gut einem Jahr bietet Trade Republic zusätzlich eine browserfähige Webanwendung. Schon länger sind auch Sparpläne im Angebot. Damit kommt man den Bedürfnissen konservativerer Anleger entgegen.
1994 beschloss die Commerzbank die Gründung einer eigenen Direktbank-Tochter unter dem Namen Comdirect Bank*. Sie sollte die Abwicklung von Bankgeschäften (Zahlungsverkehr, Einlagen, Wertpapiergeschäfte, Kredite) per Telefon, Fax oder Brief ermöglichen. Das Internet steckte damals noch in den Kinderschuhen. 1995 startete die Bank.
Das Angebot wurde bald um weitere Leistungen erweitert und schnell entwickelte sich das Institut zu einer Universal(direkt)bank für Privatkunden. Im Direktbank-Markt wurde sie bald die Nummer 2 in Deutschland. Spätestens nach der Jahrtausendwende wurde das Internet zum Hauptvertriebs-, Kommunikations- und Abwicklungskanal.
Bei der Digitalisierung erreichte die Bank eine Vorreiterposition. Bereits 2010 stellte Comdirect eine Mobile App vor - seinerzeit eine Pionierleistung - und förderte aktiv die Gründung von Digital-Startups über eine Inkubator-Plattform. Davon hat u.a. Trade Republic in seiner Gründungsphase profitiert.
2016 übernahm die Comdirect Bank den Online-Broker onvista und brachte mit Cominvest einen der ersten Robo Advisors auf den deutschen Markt. 2019 wurden Pläne bekannt, die Comdirect Bank mit der Mutter Commerzbank zu verschmelzen - ein Vorhaben, das im November 2020 erfolgreich abgeschlossen wurde.
Seither existiert Comdirect nur noch als Marke und als unselbständiger Geschäftsbereich der Commerzbank. Sie tritt aber nach wie vor eigenständig am Markt auf.
Die Marke „Comdirect“ steht für (in erster Linie) digitale Bankleistungen mit einem Schwerpunkt im Wertpapierhandel und Wertpapiergeschäft. Zur Geschäftsabwicklung steht Comdirect-Kunden eine entsprechende Internet-Plattform zur Verfügung.
Comdirect zeigte sich dabei von Anfang als technisch innovativ und setzte früher als andere Anbieter auf neue digitale Lösungen wie Banking via App oder auf Robo Advice. Der Anspruch, Universalbank-Leistungen für Privatkunden abzudecken, besteht auch nach dem Verlust der rechtlichen Selbständigkeit weiter.
Während „Comdirect“ seine Wurzeln in der traditionellen Bankenwelt hat, ist Trade Republic trotz seiner „Bankeigenschaft“ eher der FinTech-Szene zuzuordnen. Vom Selbstverständnis her will man Neobroker sein.
Neobroker wollen Nutzern einen einfachen, bequemen und vor allem kostengünstigen Handel mit Wertpapieren und anderen Börsenwerten ermöglichen. Dafür werden Beschränkungen bei Handelsspektrum und Handelsmöglichkeiten in Kauf genommen.
Der Fokus liegt bei Trade Republic auf Trading, weniger auf Investment. Trading und Wertpapierhandel bilden die gemeinsame Schnittmenge im Angebot von Comdirect und Trade Republic.
In diesem Bereich stehen beide Anbieter auch im Wettbewerb - aus diesem Grund konzentrieren wir uns beim Vergleich auf diesen Bereich. Ansonsten gibt es zwischen den Geschäftsmodellen von Trade Republic und Comdirect wenig Berührungspunkte.
Bei Trade Republic* ist der Handel mit mehr als 9.000 Aktien und über 1.200 ETFs möglich. Einziger Handelsplatz ist die Lang & Schwarz Exchange - ein elektronisches Handelssystem der Hamburger Börse.
Außerdem im Angebot: Handel mit mehreren hunderttausend Derivaten (Optionsscheinen, Knock-outs und Faktor-Zertifikaten). Partner im Derivate-Handel sind CITI, Societé Générale und HSBC. Auch der Handel mit Kryptowährungen ist möglich.
Limitiertes Angebot und die eingeschränkten Handelsmöglichkeiten bei Trade Republic sind der „Preis“ für die günstigen Konditionen im Depot- und Wertpapiergeschäft. Depotführung und Führung des Verrechnungskontos sind bei Trade Republic kostenlos. Für Handelsaufträge verlangt Trade Republic keine Orderprovision. Pro Auftrag wird eine Fremdkostenpauschale von 1,- Euro berechnet.
Comdirect* ermöglicht den Wertpapierhandel mit Aktien, Anleihen, ETFs, Fonds und Derivaten (Optionen, Futures, Optionsscheine, Zertifikate, CFDs). Im Angebot sind praktisch alle weltweit handelbaren Aktien, über 60.000 Anleihen, mehr als 2.000 ETFs sowie über 30.000 Fonds von mehr als 80 Fondsgesellschaften. Über Krypto-Zertifikate ist auch der Handel mit Kryptowährungen möglich.
Gehandelt werden kann an allen deutschen und vielen wichtigen internationalen Handelsplätze. Über die Anbieter Baader Bank, Lang & Schwarz, Société Générale und TradeGate ist außerdem außerbörslicher Handel möglich - auch außerhalb der üblichen Börsenzeiten.
Ein weiteres Angebot stellt der Soforthandel an bestimmten deutschen Handelsplätzen dar. Bei Comdirect wird für die Depotführung ein Pauschalentgelt von 1,95 Euro monatlich erhoben.
Das Entgelt entfällt ab 2 Trades pro Quartal oder bei Nutzung eines zugehörigen Comdirect-Girokontos oder bei mindestens einem Comdirect-Wertpapiersparplan mit mindestens quartalsmäßiger Ausführung.
Depotgebühren lassen sich damit vergleichsweise einfach vermeiden. Ein als Verrechnungskonto dienendes Girokonto bei Comdirect ist bei Erfüllung bestimmter Bedingungen kostenlos, ansonsten fällt eine monatliche Kontopauschale von 4,90 Euro an.
Bei Orderprovisionen gilt bei inländischen Handelsgeschäften ein Grundentgelt von 4,90 Euro + 0,25 Prozent des Ordervolumens - mindestens 9,90 Euro (bis 2.000 Euro Ordervolumen), maximal 59,90 Euro.
Beim Handel im Ausland beträgt das Grundentgelt 7,90 Euro + 0,25 Prozent des Ordervolumens - mindestens 12,90 Euro (bis 2.000 Euro Ordervolumen), maximal 62,90 Euro.
Vielhändler erhalten einen Viel-Trader-Rabatt. Zusätzlich zur Orderprovision fallen börsenplatzabhängige Entgelte bei bestimmten Handelsplätzen an. Fremdspesen bei Börsengeschäften werden stets weiterbelastet.
Für Wertpapierhandel und Trading unter der Comdirect zugeordneten Marke onvista bank* gilt ein eigenes Gebührenmodell.
Bei digitaler Vermögensverwaltung über Cominvest werden 0,95 Prozent des Anlagevolumens als Jahresgebühr erhoben.
Ergebnis: Comdirect ist beim Wertpapierhandel deutlich breiter und tiefer aufgestellt als Trade Republic. Börsenakteure unterschiedlicher Provenienz finden hier immer ein passendes Angebot.
Bei Trade Republic sind die handelbaren Börsenwerte und die Handelsmöglichkeiten dagegen deutlich eingeschränkter. Dafür sind die Leistungen im Vergleich besonders günstig, oft sogar kostenlos.
Mit Sparplänen kann man durch regelmäßiges Sparen systematisch Vermögen aufbauen. Das ist auch mit Wertpapier-Sparen möglich. Trade Republic und Comdirect bieten ein breites Spektrum an Wertpapier-Sparplänen.
Bei Trade Republic* sind rund 2.400 ETF-Sparpläne möglich, außerdem Sparpläne für ca. 2.500 Aktien und Sparpläne mit mehr als 50 Kryptowährungen. Gespart werden kann wöchentlich, zweiwöchentlich, monatlich und quartalsmäßig.
Die Mindestsparrate beträgt 1,- Euro. Änderungen eines Sparplans sind jederzeit flexibel möglich. Die Sparplan-Ausführung ist wie die Depotführung kostenlos.
Bei der Comdirect* kann man mit Aktien, Fonds, ETFs, Zertifikaten - auch Krypto-Zertifikaten - regelmäßig sparen. Sparplanfähig sind über 700 Fonds, mehr als 850 ETFs, über 100 Zertifikate und mehr als 400 Aktien.
Möglich sind Sparraten ab 25 Euro. Die Ausführung erfolgt wahlweise monatlich, zweimonatlich oder vierteljährlich. Sparplan-Anpassungen sind jederzeit flexibel möglich.
Die Depotführung ist bei Sparplänen generell kostenlos. 1,5 Prozent des jeweiligen Ordervolumens werden bei Sparplan-Ausführung als Orderprovision berechnet. Bei sogenannten TOP-Preis-ETFs wird auf die Orderprovision verzichtet. Bei Fonds-Sparplänen gelten für ausgewählte Fonds besondere Vorteile beim Ausgabeaufschlag, zum Teil wird sogar ganz auf den Aufschlag verzichtet.
Ergebnis: Beide Anbieter sind bei Wertpapier-Sparplänen ähnlich aufgestellt. Das Sparplan-Spektrum ist bei Trade Republic sogar noch etwas größer und der Anbieter punktet im Vergleich mit der Comdirect bei den Kosten.
Hier sind nur die Angebote von Comdirect - über Depotführung und Wertpapiergeschäft hinaus- zu nennen:
Das Girokonto ist bei der Comdirect in den ersten sechs Monaten kostenlos, unter bestimmten Voraussetzungen auch danach (u.a. für alle unter 28, bei regelmäßigem monatlichem Zahlungseingang von mindestens 700 Euro).
Tagesgeld PLUS Konto optional zum Girokonto, Festgeldanlagen, VL-Sparen.
Typische Ratenkredite, comdirect Privatkredit, Renovierungskredit, Autokredit, Umschuldungskredit.
Zur Finanzierung von Wertpapiergeschäften, besondere Variante: intraday-Kredit.
Hier betätigt sich die Comdirect als Kreditvermittler.
Trade Republic hat in diesen Produktfeldern keine Angebote.
Trade Republic und Comdirect werden in ihrer Geschäftstätigkeit durch die Bundesbank und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) überwacht. Die Trade Republic Bank GmbH wird als Wertpapierhandelsbank beaufsichtigt.
Die Comdirect als Teil der Commerzbank unterliegt der allgemeinen Bankenaufsicht. Die Aufsicht sorgt dafür, dass das Geschäft nach regulatorischen Vorgaben erfolgt und bestimmte Anforderungen an Information, Transparenz und Rechnungslegung erfüllt werden.
Sicherheit bei Geldanlagen und Wertpapierhandel bedeutet vor allem Sicherheit bei Insolvenz der depot- und/oder kontoführenden Plattform bzw. Bank. Wertpapierrisiken an sich können nur durch gezielte Auswahl von Wertpapieren und Portfolio-Strukturierung beeinflusst werden. Insolvenz- bzw. Ausfallsicherheit betrifft zum einen Kontoguthaben, zum anderen Depotbestände.
Bei Trade Republic selbst findet weder die Kontoführung noch die Depotverwaltung statt. Ein Ausfall von Trade Republic wäre daher ohne Relevanz. Verrechnungskonten zum Depot werden bei den Partnern Solarisbank, Deutsche Bank oder Citibank Europe geführt.
Einlagen auf diesen Konten unterliegen dem gesetzlichen Einlagenschutz, wonach Beträge bis 100.000 Euro ausfallgeschützt sind. Die Deutsche Bank gehört überdies der freiwilligen Einlagensicherung der privaten Banken an, die einen noch sehr viel weitergehenden Schutz bietet.
Die Depotverwahrung erfolgt bei Trade Republic über HSBC Deutschland. Wertpapierbestände sind Treuhandvermögen. Sie wären im unwahrscheinlichen Fall einer HSBC-Insolvenz nicht Teil der Insolvenzmasse und sind insofern ebenfalls geschützt.
Comdirect-Konten werden faktisch bei der Commerzbank geführt. Das gilt auch für Comdirect-Depots. Für Einlagen bei der Comdirect bzw. Commerzbank gilt der gesetzliche Einlagenschutz von bis zu 100.000 Euro pro Kunde.
Da die Commerzbank ebenfalls freiwillig der Einlagensicherung der privaten Banken angehört, besteht auch hier ein deutlich weiterreichender Schutz. Wertpapiere in Comdirect-Depots stellen wiederum nicht insolvenzbetroffenes Treuhandvermögen dar.
Ergebnis: für Einlagen über Trade Republic und bei Comdirect gilt der gesetzliche Einlagenschutz. Bei Comdirect besteht eine noch weitergehende Einlagensicherung, bei Trade Republic kommt es auf den Kontoführer an. Depotbestände sind als Treuhandvermögen generell insolvenzgeschützt. In diesem Sinne sind Einlagen und Depotbestände bei beiden Anbietern insolvenzsicher.
Trade Republic* ist ein gutes Angebot für alle, die möglichst kostengünstig mit Wertpapieren und sonstigen Börsenwerten handeln möchten und dafür gerne auf „exotische“ Papiere oder besonders vielfältige Handelsmöglichkeiten verzichten. Das ist gerade für Einsteiger interessant.
Bei Comdirect* ist man dagegen als fast schon professioneller Anleger bei Wertpapieren gut aufgehoben - unabhängig davon, ob man mehr investiv oder mehr spekulativ aufgestellt ist.
Der Wermutstropfen bei Comdirect sind die Gebühren. Allerdings kann man sie als Anleger durch sein Auswahl- und Handelsverhalten günstig beeinflussen. Wer mehr als nur (kostengünstigen) Wertpapierhandel erwartet, dem bleibt im Vergleich nur die Comdirect.
Denn Trade Republic ist ausschließlich auf Börsengeschäfte ausgelegt. Hier ist das Angebot eine gute Alternative zu sonstigen Online-Brokern.
Ricardo Tunnissen
zertifizierter VR-Gewerbekundenberater RWGA
diplomierter Bankbetriebswirt BankColleg
E-Mail: support@ricardotunnissen.de
LinkedIn: Profil ansehen
Ricardo Tunnissen kommt ursprünglich aus der Bankenwelt und arbeitete, bis zu Beginn seiner Selbständigkeit im Oktober 2018, als Trainee in der privaten Baufinanzierung, sowie der Firmen- und Gewerbekundenberatung einer Volksbank.
Während dieser Zeit erlangte er zudem den Kompetenznachweis zertifizierter VR-Gewerbekundenberater RWGA (GenoAkademie vorm. RWGA) und absolvierte ein Studium zum diplomierten Bankbetriebswirt BankColleg auf dem Campus Schloss Montabaur.
Erfahre hier mehr über die fachliche Qualifikation und die berufliche Laufbahn des Autors.
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