Smartbroker und onvista sind zwei deutsche Angebote für Online-Brokerage. Beide starteten ursprünglich als Finanzinformationsdienste und besitzen ähnliche Geschäftsmodelle.
Unterschiede liegen im Detail und betreffen: das Handels-Angebot, die Handelsmöglichkeiten und die Handelsgebühren. In diesem Beitrag vergleichen wir beide Anbieter.
Ist Smartbroker oder onvista die bessere Wahl?
Die wichtigsten Punkte:
Die Geschichte von Smartbroker* begann 1998 als GIS Wirtschaftsdaten GmbH. Das Geschäftsmodell bestand damals ausschließlich im Betrieb des Portals wallstreet-online.de - einer Plattform für Börsennachrichten.
Konsequenterweise firmierte man 2000 in wallstreet:online capital um und wurde zur AG. Nach zwischenzeitlichem Verkauf an den Axel Springer-Verlag wird das Unternehmen seit 2010 wieder von Unternehmensgründer André Kolbinger kontrolliert.
2019 startete wallstreet:online capital unter der Marke Smartbroker mit Online-Brokerage. Innerhalb kurzer Zeit konnte sich das Angebot am Markt etablieren. Im August 2021 zählte man bereits über 140.000 Kunden.
Smartbroker ist eine reine Transaktions-Plattform ohne Bankeigenschaft. Depotverwahrung, Kontoführung und Wertpapierabwicklung erfolgen über DAB BNP Paribas - eine deutsche Marke der französischen Großbank BNP Paribas.
onvista* wurde ebenfalls 1998 gegründet und war zunächst ein reines Finanzinformationsportal mit Fokus auf Optionsscheine. Damit wuchs das Geschäft schnell und bereits 2000 ging onvista an die Börse.
2007 erfolgte die Übernahme durch die Direktbank-Tochter Boursorama der französischen Großbank Société Générale. 2009 wurde die Marke onvista Bank gegründet und man startete mit Online-Brokerage. Dabei positionierte onvista sich bewusst als Discount-Anbieter.
2017 wurde onvista von der Comdirect - der Direktbank-Tochter der Commerzbank übernommen. Zu diesem Zeitpunkt hatte die onvista Bank rund 100.000 Kunden und verwaltete rund 2,5 Mrd. Euro Kundenvermögen.
Ende 2020 hat die Comdirect ihre juristische Selbständigkeit verloren und ist mit der Commerzbank verschmolzen. Comdirect existiert seither nur noch als Marke.
onvista ist im Zuge dieser Integration automatisch zur Commerzbank-Marke geworden. Nach außen ist die Zugehörigkeit zur Commerzbank erst auf den zweiten Blick erkennbar.
Die onvista Bank tritt eigenständig am Markt auf.
Das Handelsspektrum ist bei beiden Plattformen sehr ähnlich. Es gibt nur kleine Unterschiede. Sowohl bei Smartbroker als auch bei onvista kannst du mit Aktien, Derivaten und ETFs handeln.
Bei Derivaten beschränkt sich Smartbroker* auf Optionsscheine, Zertifikate und Knockouts.
Bei onvista sind zusätzlich Optionen und Futures möglich.
Beide Plattformen bieten die Möglichkeit, ohne Ausgabeaufschlag „herkömmliche“ Fonds zu erwerben. Neben Einmal-Investments sind auch Sparpläne mit Aktien, ETFs und Fonds möglich.
Bei onvista* kannst du Wertpapierhandel auf Kredit betreiben. Du vereinbarst dann einen Kreditrahmen, der flexibel ohne feste Laufzeit und Rückzahlungstermine in Anspruch genommen werden kann.
Sowohl bei Smartbroker als auch bei onvista ist der Handel mit mehreren tausend deutschen und internationalen Aktien möglich.
Das Derivate-Spektrum umfasst bei beiden Anbietern über eine Mio. Produkte. onvista arbeitet hier mit 14 Emittenten zusammen, Smartbroker mit 16.
Bei Smartbroker sind rund 2.000 ETFs im Angebot, bei onvista sind es rund 2.400. Auch in diesem Bereich sind beide Plattformen ähnlich breit aufgestellt.
Mit jeweils 18.000 Fonds im Angebot nehmen sich Smartbroker und onvista nichts. Über beide Plattformen sind Fondsprodukte aller namhaften Fondsgesellschaften erhältlich.
Bei onvista ist der Wertpapierkredit ab 5.000 Euro (Maximalgrenze: 750.000 Euro) möglich. Der individuelle Kreditrahmen hängt vom Beleihungswert der Depotbestände ab. Die Wertpapiere im Depot dienen als Sicherheit. Die Verzinsung des Kredits ist bei beiden Anbietern variabel.
Als Zusatzoption bietet onvista den sogenannten Intraday-Kredit - einen untertägigen Kredit zur kurzzeitigen Erhöhung der Handelsspielräume.
Vom Handelsspektrum bei Aktien, Derivaten, ETFs und Fonds sind beide Plattformen vergleichbar gut aufgestellt. Handelsspielräume können bei Bedarf durch flexibel nutzbare Kreditinanspruchnahme erweitert werden.
Smartbroker: alle deutschen Börsen und viele ausländische Börsen - zum Beispiel die US-Börsen NYSE und NASDAQ - sind mögliche Handelsplätze bei Smartbroker.
Darüber hinaus können Orders über die elektronischen Handelssysteme gettex (Bayerische Börse), Quotrix (Börse Düsseldorf) und Xetra (Deutsche Börse) erteilt werden. Die gettex-Nutzung bietet besondere Gebührenvorteile (Gebührenfreiheit).
Außerdem nutzbar: die Privatanlegerbörse Tradegate und der Privatanbieter Lang & Schwarz. Smartbroker ermöglicht auch den Direkthandel über Partner. Morgan Stanley, HSBC, UBS und Vontobel sind Premium-Partner. Daneben gibt es 14 weitere Partnerbanken.
onvista: gehandelt werden kann an allen deutschen Börsen sowie an den US-Börsen NYSE, NASDAQ und AMEX.
Außerdem möglich: der Handel über die elektronischen Handelssysteme Xetra (Deutsche Börse), Quotrix (Börse Düsseldorf) und Tradegate. Futures- und Optionenhandel findet über die Derivate-Börse Eurex statt.
Außerbörslicher Handel bzw. Direkthandel ist über insgesamt 15 Partner möglich. Besonders breit aufgestellt sind dabei Baader Bank, Lang & Schwarz und Societé Generale.
Smartbroker und onvista bieten ihren Nutzern eine Vielzahl an Handelsplätzen und Handelsmöglichkeiten. Smartbroker ist bei ausländischen Börsenplätzen noch besser aufgestellt.
Bei elektronischen Marktplätzen legt Smartbroker den gettex-Handel nah, es können aber auch andere Optionen genutzt werden. onvista hat gettex nicht im Angebot, bietet aber präferenzfrei genug Alternativen.
Smartbroker bietet Depotverwaltung und Führung des Verrechnungskontos ohne Gebühren (Ausnahme Verwahrentgelt - s.u.).
Beim Wertpapierhandel gilt ein differenziertes Gebührenmodell:
Die Depot- und Kontoführung sind bei onvista ebenfalls kostenfrei (Ausnahme: Verwahrentgelt - s.u.).
Bei Gebühren für den Wertpapierhandel bietet onvista ein einfaches Festpreis-Modell:
Für den Handel mit Aktien, Fonds, ETFs, Euro-Anleihen, Zertifikaten und Optionsscheinen an deutschen Handelsplätzen wird unabhängig vom Ordervolumen ein Festpreis von 5 Euro zzgl. 2 Euro Handelsplatz-Pauschale berechnet.
Beim Handel an US-Börsen beträgt der Festpreis 10 Euro zzgl. 5 Euro Handelsplatz-Pauschale. Beim Handel mit Futures und Optionen gelten zum Teil andere Preise. Ein eigenes Gebührenmodell gibt es außerdem für den CFD-Handel.
Sowohl bei Smartbroker als auch bei onvista wird bei größeren Guthaben auf dem Verrechnungskonto derzeit (Stand Mai 2022) ein Verwahrentgelt berechnet. Der Satz dafür orientiert sich an der EZB-Einlagenfazilität und entspricht dieser mit umgekehrtem Vorzeichen, aktuell 0,5 Prozent. Faktisch handelt es sich um Negativzinsen.
Die Berechnungsgrenzen sind bei beiden Anbietern unterschiedlich. Bei Smartbroker wird das Verwahrentgelt ab einer durchschnittlichen Einlagenquote von 15 Prozent im Verhältnis zum Depot- und Einlagenbestand am Quartalsende berechnet, bei onvista für Einlagen ab 50.000 Euro (Kontoeröffnung nach dem 1.7.2021) auf Tagesbasis.
Bei den Handelsgebühren kann Smartbroker mit Nullgebühren beim gettex-Handel für Orders ab 500 Euro punkten. Auch beim sonstigen Handel ist Smartbroker oft günstiger als onvista – dank des Grundmodells: 4 Euro Festpreis + 1 Euro-Handelsplatzpauschale statt 5 Euro Festpreis + 2 Euro Handelsplatzpauschale.
Bei Smartbroker sind Sparpläne mit Aktien, Fonds und ETFs möglich. Sparplanfähig sind auch Krypto-Zertifikate, außerdem ETCs (börsenfähige Rohstoff-Zertifikate).
Bei Sparplänen ist Smartbroker breiter aufgestellt als onvista. Viele ETF-Sparpläne und Fondssparpläne sind bei Smartbroker gebührenfrei. Bei gebührenpflichtigen Sparplänen ist Smartbroker in der Regel etwas günstiger. Bei 500 Euro regelmäßiger Sparrate sind die Gebühren bei beiden Anbietern gleich.
Smartbroker bzw. der Partner DAB BNP Paribas und die onvista Bank im Rahmen der Commerzbank unterliegen der gesetzlichen Regulierung von Wertpapierhandelsgeschäften und der staatlichen Finanzaufsicht.
Bezüglich der Ausfall-Sicherheit gilt Folgendes:
Wertpapiere im Depot stellen ein Sondervermögen dar, das getrennt vom Vermögen des Depotführers verwaltet wird. Depotverwahrung ist ein Treuhand-Verhältnis. Im Insolvenzfall des Depotführers zählt der Wertpapierbestand folglich nicht zur Insolvenzmasse.
Insofern ist das Depotvermögen immer sicher. Das schließt Wertschwankungen der im Depot verwahrten Titel bis hin zur möglichen völligen Wertlosigkeit nicht aus. Hier zählen das Risikoprofil und die tatsächliche Wertentwicklung der einzelnen Depotpapiere.
Für Gelder auf Verrechnungskonten im Zusammenhang mit Wertpapierhandel gelten die gesetzlichen Regeln zur Einlagensicherung. Diese bestehen europaweit (d.h. im EU-Raum) einheitlich. Einlagen bei einem Kreditinstitut sind danach bis zu 100.000 Euro (200.000 Euro bei Gemeinschaftskonten von Eheleuten) vor Ausfall geschützt.
DAB BNP Paribas als Smartbroker-Partner gehört der gesetzlichen französischen Einlagensicherung „Fonds de Garantie des Dépôts et de Résolution“ an. Bei der Commerzbank ist es die „Entschädigungseinrichtung deutscher Banken GmbH (EdB)“.
Sowohl DAB BNP Paribas als auch Commerzbank sind darüber hinaus freiwillig Mitglieder im Einlagensicherungsfonds der deutschen privaten Banken. Dieser bietet einen noch viel weitergehenden Schutz. Danach sind Einlagen bis zur Höhe von 15 Prozent des Eigenkapitals der betreffenden Bank geschützt. Das ist in beiden Fällen ein Vielfaches von 100.000 Euro.
Da sowohl bei Smartbroker als auch bei onvista namhafte Großbanken (BNP Paribas bzw. Commerzbank) für die Verwahrung und Kontoführung stehen, ist eine Insolvenz und damit das Eintreten des Sicherungsfalls ohnehin sehr unwahrscheinlich.
Depotbestände und Gelder auf Verrechnungskonten sind bei Smartbroker (DAB BNP Paribas) und onvista (Commerzbank) sehr gut gegen Ausfälle geschützt.
Was Möglichkeiten für Wertpapierhandel betrifft, weisen beide Plattformen große Schnittmengen auf.
onvista bietet mit CFD-Handel eine umfangreiche zusätzliche Handels-Option. Bei den Gebühren setzen beide Anbieter überwiegend auf Festpreise, Smartbroker ist etwas günstiger.
Bei Sparplänen hat Smartbroker die größere Auswahl. In puncto (Ausfall-)Sicherheit überzeugen Smartbroker und onvista gleichermaßen.
diplomierter Bankbetriebswirt BankColleg
zertifizierter VR-Gewerbekundenberater RWGA
Über den Autor
Ricardo Tunnissen hat das Bankgeschäft von der Pike auf gelernt. Nach Abschluss seiner Ausbildung zum Bankkaufmann IHK, bei einer regionalen Volksbank, startete er als Privatkundenberater mit einer Veranwortung für über 3.000 eigene Kunden.
Sowohl während seiner Zeit als Finanzierungsspezialist in der privaten Baufinanzierung, sowie als Gewerbekundenberater in der Firmen- und Gewerbekundenabteilung, bildete er sich zum zertifizierten VR-Gewerbekundenberater RWGA weiter.
Es folgte ein berufsbegleitendes Studium zum Bankfachwirt BankColleg, Bankbetriebswirt BankColleg und zuletzt zum diplomierten Bankbetriebswirt BankColleg auf dem Campus Schloss Montabaur.
Erfahre hier mehr über die fachlichen Qualifikationen und die berufliche Expertise vom Autor.
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Ricardo Tunnissen
diplomierter Bankbetriebswirt BankColleg
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