Mit Scalable Capital und ING Diba vergleichen wir zwei Anbieter, die wohl unterschiedlicher kaum sein könnten.
Scalable Capital zählt als junges Fintech-Unternehmen zu den Online Brokern einer neuen Generation. Die ING Diba ist eine „klassische“ Direktbank und seit Jahrzehnten Anbieter (nicht nur) für Wertpapier- und Börsenhandel.
Ist Scalable Capital oder ING Diba die bessere Wahl?
Die wichtigsten Punkte:
Scalable Capital* wurde 2014 in München gegründet und startete 2016 als einer der ersten digitalen Vermögensverwalter in Deutschland. Seit 2020 wird auch Online-Handel mit Wertpapieren unter der Marke Scalable Capital Broker angeboten. Das Unternehmen unterliegt der BaFin-Regulierung, ist aber selbst keine Bank. Depots und Verrechnungskonten werden bei der Baader Bank geführt.
Scalable Capital wird zu den sogenannten Neo Brokern gezählt. Das sind Online Broker einer neuen Generation mit besonders niedrigen Transaktionskosten, einer starken Technik-Orientierung und Fokussierung auf ausgewählte Handelsplätze.
Als Investoren sind bei Scalable Capital engagiert:
Die ING Diba* darf sich als Direktbank-Pionier in Deutschland sehen. Als sie 1965 als Bank für Sparanlagen und Vermögensbildung an den Start ging, wurden Bankaufträge „auf Distanz“ noch per Brief oder Telefon erteilt, an das Internet dachte keiner. Heute findet das Geschäft ganz überwiegend online statt.
Die ING Diba besitzt eine deutsche Vollbanklizenz und unterliegt der BaFin-Aufsicht. Abgedeckt werden alle Bereiche des Bankgeschäfts für Privatkunden (Kontoführung, Karten, Sparen und Geldanlagen, Kredite, Baufinanzierungen, Versicherungen). Im Wertpapierhandel ist ING Diba wie ein Online-Broker tätig.
Seit 2003 ist die ING Diba eine 100 Prozent-Tochter der ING Groep. ING ist der größte niederländische Bankkonzern und befindet sich im Streubesitz.
Scalable Capital bietet seinen Kunden drei Handelsmodelle:
Die Depotführung über die Baader Bank ist grundsätzlich kostenfrei. Das gilt auch für das Verrechnungskonto.
Die Depotführung bei der ING Diba ist ebenfalls kostenlos (Direkt-Depot). Als Verrechnungskonto dient das Extra-Konto (Tagesgeldkonto), für das keine laufenden Gebühren anfallen - oder das ING Diba-Girokonto (ab 700 Euro monatlichem Gehaltseingang kostenlos).
Für Wertpapier-Orders werden bei der ING Diba Gebühren berechnet.
Sie setzen sich pro Auftrag wie folgt zusammen:
Im Direkthandel fallen keine Gebühren an. Beim Handel via Xetra, Stuttgart, Euwax und beim Frankfurt Zertifikate-Handel werden 1,90 Euro pro Order berechnet, beim Handel über andere deutsche Börsenplätze (Frankfurt, München, Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Hannover) 2,90 Euro und beim Handel über Auslandsbörsen 14,90 Euro.
Wer mit kleinen Beträgen und häufig handelt, schneidet bei Scalable Capital besonders günstig ab. Es fallen in der Regel nur Fixgebühren an (Ausnahme: Xetra-Handel), außerdem je nach Handelsmodell eine Grundgebühr, die aber bei „Vieltrading“ nicht sehr ins Gewicht fällt.
Bei ING Diba gibt es keine generelle Grundgebühr, aber eine Grundgebühr pro Handelsauftrag. Die Kosten für Handelsaufträge sind durchweg höher als bei Scalable Capital.
Bei Scalable Capital können rund 6.000 Aktien gehandelt werden, außerdem ETP’s (ca. 1.900 ETF’s = Exchange Traded Fonds/Indexfonds, ETC’s = Exchange Traded Commodities/eine Art Rohstoff-Zertifikate und ETN’s = Exchange Traded Notes/zertifikatsähnliche Papiere meist mit Hebeleffekt), ca. 2.000 herkömmliche Fonds, Kryptowährungen (über Krypto-ETP’s) und eine große Bandbreite an Derivaten (Optionsscheine und unterschiedliche Typen von Zertifikaten).
Nicht im Angebot: CFD-Handel, Forex-Handel.
Der Wertpapierhandel bei der ING Diba ist ebenfalls breit aufgestellt. Hier sind über 18.000 Aktien im Angebot, ca. 1.900 ETF’s und mehr als 7.000 herkömmliche Fonds. Außerdem bietet die ING Diba Handel mit ca. 7.000 Anleihen, Zertifikaten und weitere Derivate (Optionsscheine, Knock-outs/Turbos, Faktor-Zertifikate) mit Hebeleffekt.
Nicht im Angebot: CFD-Handel, Forex-Handel, Krypto-Handel.
Beide Anbieter bieten ein breites Spektrum an Handelsmöglichkeiten. Bei ING Diba ist die Auswahl bei Aktien und Fonds noch größer. Dafür bietet Scalable Capital Krypto-Handel. Wer nach speziellen Aktien oder Fonds sucht, dürfte bei ING Diba eher fündig werden.
Handelsaufträge werden bei Scalable Capital standardmäßig über Gettex durchgeführt. Gettex ist das elektronische Handelssystem der Börse München. Alternativ ist auch Xetra-Handel möglich. Der ist aber mit besonderen Gebühren verbunden.
Hier fällt eine Xetra-Ordergebühr in Höhe von 3,99 Euro zzgl. einer Handelsplatzgebühr von 0,01 Prozent des Umsatzes - mindestens 1,50 Euro - an. Ein Auftrag über 5.000 Euro kostet also 3,99 Euro + 1,50 Euro (da 5.000 Euro x 0,01 Prozent nur 0,50 Euro ergeben) = 5,49 Euro, ein Auftrag über 50.000 Euro kostet 3,99 Euro + (50.000 Euro x 0,01 Prozent =>) 5 Euro = 8,99 Euro.
Bei der ING Diba können Wertpapiere an allen Börsen in Deutschland gehandelt werden, außerdem an den Börsen in den USA und Kanada. Fonds können auch direkt bei den jeweiligen Fondsanbietern erworben bzw. zurückgegeben werden. Eine weitere Option ist der Direkthandel. Kauf und Verkauf erfolgen dann nicht unmittelbar über die Börse, sondern über Handelspartner.
Börsliche Direkthandelspartner für Aktien, ETF‘s, Fonds, Anleihen und onemarkets-Produkte sind tradegateexchange und Gettex, außerbörsliche - u.a. für Zertifikate, ETC’s und Hebelprodukte - BNP Paribas, Citi, Deutsche Bank, DWS, DZ Bank, Goldman Sachs, Raiffeisen Centrobank, Societe Generale, UBS und Vontobel. Die verschiedenen Gebühren für die einzelnen Handelsplätze bzw. Handelsarten wurden bereits weiter oben vorgestellt.
Scalable Capital fokussiert sich auf den Gettex-Handel, Xetra-Handel ist gegen Zusatzgebühr möglich. Wer andere Handelsplätze nutzen möchte, muss einen anderen Anbieter wählen. Bei ING Diba besteht dagegen eine wesentlich größere Auswahl an Handelsplätzen, zusätzlich ein umfangreiches Angebot für Direkthandel.
Sparpläne sind bei Scalable Capital mit Aktien, ETF’s und Kryptopapieren möglich. Dazu steht das ganze bei Scalable Capital angebotene Aktien-, ETF- und Kryptopapier-Universum zur Verfügung. Die Besparung ist bereits mit einem regelmäßigen Sparbeitrag von 1,- Euro möglich. Die maximale Sparrate beträgt 5.000 Euro. Sparraten, Ausführungstage und Ausführungsintervalle können innerhalb der jeweiligen Vorgaben flexibel definiert werden. Die Sparplanausführung ist gebührenfrei.
Bei der ING Diba sind Aktien-, ETF-, Zertifikate- und Fondssparpläne möglich. Der Mindestsparbeitrag beträgt ebenfalls 1,- Euro. Für die Sparpläne stehen im Prinzip alle handelbaren Aktien, ETF’s und Fonds zur Verfügung. Der Sparplan selbst ist kostenlos.
Für die im Rahmen eines Sparplans getätigten Wertpapierorders gelten unterschiedliche Regelungen:
Sparraten sind jederzeit veränderbar und Verfügungen jederzeit möglich. Bei Verkäufen von Wertpapieren gelten die üblichen Konditionen (Ausnahme: Rückgabe von Fondsanteilen, s.o.). Als Sparrhythmus kann jeder erste, zweite oder vierte Monat festgelegt werden.
Bei Sparplänen bieten Scalable Capital und ING Diba ein vergleichbar breites Spektrum. Die Sparpläne sind gleichermaßen flexibel. Sparpläne sind bei beiden Anbietern kostenlos. Für Wertpapiererwerb und -verkauf gelten unterschiedliche Konditionen.
Bei Scalable Capital gibt es über Online-Brokerage und digitale Vermögensverwaltung hinaus keine weiteren Angebote für Finanzdienstleistungen. Das folgt zwangsläufig aus dem Selbstverständnis als Neo Broker und der fehlenden Bankeigenschaft.
Die ING Diba bietet Privatkunden dagegen über den Wertpapierhandel hinaus das umfassende Leistungsspektrum einer Universalbank. Das - nach wie vor kostenlose - Girokonto* bildet dabei ein Ankerprodukt. Tagesgeldkonten (Extra-Konten), Sparbriefe und VL-Sparen sind möglich, werden aber wegen der Zinssituation derzeit nicht aktiv vermarktet.
Bei Krediten deckt die ING Diba das gesamte Konsumentenkreditgeschäft ab (Ratenkredite*, Autofinanzierungen*, Rahmenkredite*, Modernisierungskredite*). Baufinanzierungen* über Hypothekendarlehen sind ebenfalls über die ING Diba möglich - auch als Forward Darlehen und unter Einbeziehung öffentlicher Förderprogramme.
Darüber hinaus fungiert die ING Diba als Vertriebspartner für den Versicherungskonzern AXA. Vermittelt werden Gebäude- und Hausratversicherungen sowie Haftpflichtschutz und Restschuldversicherungen.
Mit Scalable Capital ist nur Wertpapiergeschäft möglich. Für andere Bankleistungen benötigt man eine entsprechende gesonderte Bankverbindung. Bei der ING Diba können Privatkunden dagegen - falls gewünscht - praktisch ihre komplette Bankverbindung über das Institut darstellen.
Wertpapiere in Depots stellen immer ein - treuhänderisch verwaltetes - Sondervermögen dar und sind insofern per se vor Ausfall der depotführenden Bank geschützt. Das gilt für Depots bei der Baader Bank (Scalable Capital) und bei der ING Diba gleichermaßen. Beide Anbieter unterliegen zudem der laufenden BaFin-Aufsicht.
Für Geld auf Verrechnungskonten (und anderen Konten) greifen Vorschriften zum gesetzlichen Einlagenschutz. Danach sind Einlagen bis zu 100.000 Euro (200.000 Euro bei Gemeinschaftskonten von Eheleuten) gegen Ausfall geschützt.
Darüber hinaus gehören Baader Bank und ING Diba dem Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) an, der einen noch deutlich weitergehenden Schutz bietet. Dieser Schutz beträgt bis zu 15 Prozent des haftenden Eigenkapitals der jeweiligen Bank.
Faktisch sind dadurch in der Regel Einlagen bis mindestens 750.000 Euro geschützt.
In dem dargestellten Rahmen sind angelegte Gelder bei Scalable Capital und bei der ING Diba sicher. Das bedeutet natürlich nicht, dass das Wertpapierinvestment an sich risikolos ist.
Scalable Capital war der erste digitale Vermögensverwalter* in Deutschland und gilt bei Robo Advice als Marktführer. Bei Vermögensverwaltung legt der Anleger nur Strategie und Anlagesumme bzw. Sparbeträge fest, die Umsetzung und Überwachung erfolgt durch den Vermögensverwalter, in diesem Fall durch ein algorithmenbasiertes System.
Anleger können bei Scalable Capital - entsprechend ihrer Risikoneigung und ihren Präferenzen - unter mehr als 20 Anlagestrategien auswählen. Die Anlage erfolgt über ETF‘s aus unterschiedlichen Anlageklassen.
Die laufende Überwachung und Steuerung des Portfolios basiert auf sogenanntem dynamischem Risikomanagement und der Risikokennzahl Value-at-Risk (VaR) - anders als schlichtere Rebalancing-Ansätze bei anderen Robo-Advisors.
Seit 2020 bietet Scalable Capital die Möglichkeit für Vermögensbildung und Vermögensverwaltung nach ESG-Kriterien. Investiert wird ausschließlich in ETFs, die bestimmte Nachhaltigkeits-Anforderungen erfüllen. Auf Wunsch können Gold-ETCs mit ins Portfolio aufgenommen wird.
Scalable Capital bietet für Vermögensverwaltung ein schlichtes und transparentes Gebührenmodell - prozentual gekoppelt an das jeweilige Anlagevermögen:
Die ING Diba verfügt über kein eigenes Robo Advisor-Angebot, sondern kooperiert in diesem Bereich mit Scalable Capital. Wer als ING Diba-Kunde digitale Vermögensverwaltung nutzen möchte, wird daher direkt zu Scalable Capital weitergeleitet.
Scalable Capital* eignet sich vor allem für Vieltrader, die viel und gerne mit Wertpapieren handeln und dabei nur begrenzte Summen einsetzen können. Der spekulative Aspekt steht beim Handel im Vordergrund, für gezielten Vermögensaufbau gibt es allerdings das Sparplan-Angebot und die Option der digitalen Vermögensverwaltung.
Bei ING Diba* sind Anleger gut aufgehoben, die neben dem Wertpapiergeschäft auch eine Bank mit umfangreichem Online-Angebot suchen. Wertpapierhandel bei der ING Diba ist eher auf Investieren als Spekulieren angelegt. Anleger finden ein breites Wertpapier-Spektrum und ein vielseitiges Sparplan-Angebot. Bei Vermögensverwaltung ist Scalable Capital der Partner.
diplomierter Bankbetriebswirt BankColleg
zertifizierter VR-Gewerbekundenberater RWGA
Über den Autor
Ricardo Tunnissen hat das Bankgeschäft von der Pike auf gelernt. Nach Abschluss seiner Ausbildung zum Bankkaufmann IHK, bei einer regionalen Volksbank, startete er als Privatkundenberater mit einer Veranwortung für über 3.000 eigene Kunden.
Sowohl während seiner Zeit als Finanzierungsspezialist in der privaten Baufinanzierung, sowie als Gewerbekundenberater in der Firmen- und Gewerbekundenabteilung, bildete er sich zum zertifizierten VR-Gewerbekundenberater RWGA weiter.
Es folgte ein berufsbegleitendes Studium zum Bankfachwirt BankColleg, Bankbetriebswirt BankColleg und zuletzt zum diplomierten Bankbetriebswirt BankColleg auf dem Campus Schloss Montabaur.
Erfahre hier mehr über die fachlichen Qualifikationen und die berufliche Expertise vom Autor.
* Hinweise zu Links und Rechnern
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Ricardo Tunnissen
diplomierter Bankbetriebswirt BankColleg
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