Nachhaltigkeit ist in Zeiten des Klimawandels ein Muss und wird für viele Menschen im persönlichen Verhalten immer wichtiger - auch bei der Geldanlage. Wie das in der Praxis funktioniert, erfährst du hier.
Die wichtigsten Punkte:
Nachhaltig Investieren bedeutet, Geld gezielt dort anzulegen, wo nicht nur die Rendite zählt, sondern auch ökologische, soziale und ethische Standards beachtet werden. Mit solchen Investments soll Ertrag erzielt und zugleich Gutes bewirkt werden.
Wenn viele Menschen nur noch nachhaltig Geld anlegen, werden es nicht-nachhaltige Unternehmen künftig schwerer haben, sich zu finanzieren und daher indirekt zum Umsteuern in Richtung Klimafreundlichkeit, Umweltschutz und verantwortungsbewusstem Verhalten gezwungen - so die Überlegung.
Lange galten Nachhaltigkeit und Rendite bei Investments als konfliktäre Ziele. Das stimmt inzwischen nicht mehr. Untersuchungen belegen, dass nachhaltige Geldanlagen keineswegs weniger rentierlich sind als herkömmliche Investments. Langfristig besitzen sie sogar bessere Perspektiven.
Das beweist zum Beispiel ein vergleichender Blick auf die Wertentwicklung des „Welt-Aktienindexes“ MSCI World und seiner „nachhaltigen“ Variante, des MSCI World SRI. Natürlich kommt es stets auf das jeweilige Investment an.
Wohl kaum ein Begriff wird häufiger genutzt als Nachhaltigkeit. In politischen Debatten, in Werbebotschaften, Publikationen und Medienberichten - Nachhaltigkeit ist Trumpf.
Wenn es darum geht zu definieren, was Nachhaltigkeit genau bedeutet, gehen die Meinungen aber schnell auseinander. Eine allgemeinverbindliche Definition existiert nicht. Deshalb lohnt ein Blick in die Begriffsgeschichte.
Das Wort „nachhaltend“ taucht erstmals in einem forstwirtschaftlichen Werk des 18. Jahrhunderts auf. Dort wird es im Sinn von „längere Zeit andauern oder bleiben“ verwendet und bezieht sich auf das Prinzip, nicht mehr Holz zu fällen, als jeweils nachwachsen kann. Heute wird Nachhaltigkeit meist umfassender gebraucht.
Sie beschreibt zunächst ein allgemeines Handlungsprinzip zur verantwortlichen Ressourcen-Nutzung. Dauerhafte Bedürfnisbefriedigung durch Wirtschaftsleistung soll im Einklang mit natürlichen Regenerationsfähigkeit stehen.
Es bleibt aber nicht beim ökologischen Verständnis. Neben der rein umwelt- und ressourcenorientierten Betrachtung werden soziale und ethische Aspekte in den Nachhaltigkeitsbegriff integriert - eine ganzheitliche Sicht, die nicht nur die Umwelt sondern auch den Menschen darin berücksichtigt.
Nachhaltigkeits-Kriterien im Zusammenhang mit Geldanlagen kommen besonders häufig bei Investmentfonds vor. Das gilt sowohl für aktive Fonds als auch für nachhaltige ETFs. Dabei wird Nachhaltigkeit überwiegend nach dem Ausschlussprinzip angewendet.
Das Fondsmanagement verzichtet auf Investments in Werte, die nicht nachhaltig sind. Diese werden aus dem Investment-Portfolio ausgeschlossen. Dadurch wird der Fonds nachhaltig und unterscheidet sich von herkömmlichen Fonds.
Für den Ausschluss gibt es unterschiedliche Ansätze. Ein verbreiteter Ansatz ist der sogenannte Best-in-Class-Ansatz. Danach wird das jeweilige Anlageuniversum in mehrere Klassen (Branchen, Kategorien, Märkte usw.) eingeteilt. Aus jeder Klasse werden nur die nachhaltigsten Unternehmen („die Klassenbesten“) ausgewählt, der Rest wird ausgeschlossen. Das Problem dabei: auch umweltkritische Unternehmen können es in ein Portfolio schaffen, wenn sie Beste in ihrer Klasse sind.
Im Zusammenhang mit nachhaltigen Investment-Strategien tauchen immer wieder die beiden Abkürzungen SRI und ESG auf. Sie stehen für SRI = Socially Responsible Investment (sozial verantwortliches Investieren) und ESG = Environmental, Social, Governance (umweltgerecht, sozial, verantwortungsbewusste Unternehmensführung).
Mit dem Kürzel SRI oder ESG als Zusatz zum Fondsnamen wird deutlich gemacht, dass der Fonds Nachhaltigkeitsprinzipien folgt und zu diesem Zweck Werte, die nicht SRI- bzw. ESG-Kriterien entsprechen, ausgeschlossen sind.
Damit stellt sich automatisch die Frage:
Die Antwort lautet: das lässt sich nicht eindeutig sagen. Es gibt erhebliche Schnittmengen, SRI wird manchmal als der etwas strengere Ansatz verstanden. Ähnlich wie beim Nachhaltigkeitsbegriff existiert keine allgemeinverbindliche Definition. Jeder Fonds- oder Indexanbieter legt selbst fest, was er unter SRI bzw. ESG versteht. Hier ein Beispiel für eine mögliche Definition (und Unterscheidung):
Der UN-Global Compact ist eine seit 1999 bestehende Vereinbarung zwischen UNO und Unternehmen zur sozialen und ökologischen Gestaltung der Globalisierung im Rahmen unternehmerischen Handelns.
Dazu sind 10 Prinzipien zu beachten:
Die Mehrzahl der DAX-Unternehmen ist dem UN-Global Compact beigetreten, außerdem etliche weitere deutsche Unternehmen.
Angesichts der begrifflichen Unbestimmtheit von Nachhaltigkeit verwundert es nicht, dass es auch immer wieder Kritik gibt. Der Vorwurf von „Greenwashing“ trifft nicht nur Unternehmen, sondern auch Fonds. Gemeint ist, dass nach außen ein Nachhaltigkeits-Image vermittelt wird, das nicht der Realität entspricht.
Solange keine allgemeinverbindliche Nachhaltigkeits-Definition existiert, bestehen tatsächlich Spielräume für Greenwashing. Viele Kriterien und Prinzipien sind überdies so weich formuliert, dass sich darunter auch problematische Geschäftsmodelle und Verhaltensweisen subsumieren lassen.
Es gibt mittlerweile nachhaltige Investment-Ansätze, die nicht nach dem Ausschlussprinzip funktionieren, sondern mehr auf (messbare) nachhaltige Wirkung setzen. Ein modisches Schlagwort dafür ist Impact Investing oder wirkungsorientiertes Investieren.
Das Geld wird bewusst in Vorhaben oder Unternehmen investiert, die nachweisbar positiv nachhaltige Wirkungen erzielen, zum Beispiel in den Bereichen:
Bei solchen wirkungsorientierten Investment-Ansätzen ist die Gefahr des Greenwashing tendenziell geringer als bei der Orientierung am Ausschlussprinzip. In einem weiteren Sinne können Impact Investing auch themenorientierte Fonds mit bewusst nachhaltiger Ausrichtung zugeordnet werden, zum Beispiel:
Es gibt inzwischen ein breites Spektrum an solchen nachhaltigen Themenfonds.
Die meisten grünen Geldanlagen sind Fonds, überwiegend Aktienfonds. Dabei unterscheidet man aktive Fonds und ETFs. Aktive Fonds versuchen, ihren jeweiligen Benchmark-Index zu schlagen - also besser abzuschneiden.
ETFs wollen einen Index nur nachvollziehen. Es gibt inzwischen viele Nachhaltigkeits-Indizes - entweder aus allgemeinen Indizes abgeleitet oder nach speziellen Nachhaltigkeits-Themen konstruiert.
ETFs punkten durch ihre niedrigen Kosten. Die Management-Gebühren sind niedrig und es fallen sonst nur Kosten für Börsenhandel und Depotverwahrung an. Bei aktiven Fonds sind die laufenden Verwaltungskosten in der Regel deutlich höher und du musst mit Ausgabe- und/oder Rücknahmeaufschlägen rechnen. Dieser Kostennachteil muss durch Überperformance erst mal aufgewogen werden, was keineswegs sicher ist.
Ob die jeweilige Definition von Nachhaltigkeit deinen eigenen Vorstellungen entspricht, kannst du nur durch einen genaueren Blick feststellen - insbesondere in die Wesentlichen Anlegerinformationen oder das Fondsprospekt.
Beide Unterlagen sind vorgeschrieben und enthalten nähere Angaben zur Anlagestrategie - auch in puncto Nachhaltigkeit. Ansonsten zählen bei der Fondsauswahl die üblichen Kriterien Rendite und Risiko.
Eine weitere nachhaltige Investmentmöglichkeit sind sogenannten geschlossene Fonds (auch AIF = Alternative Investment Fonds). Gerade Vorhaben im Bereich Erneuerbare Energien und nachwachsende Rohstoffe (Windkraftanlagen, Solarparks, Biogasanlagen, Wasserkraftwerke, Wald-Investments usw.) werden gerne in dieser Form finanziert.
Geschlossene Fonds unterscheiden sich wesentlich von den zuvor genannten Fonds. Es geht jeweils um ein bestimmtes „grünes“ Vorhaben oder Projekt. Risikostreuung findet nicht statt. Du erwirbst eine unternehmerische Beteiligung, oft als Kommanditist einer GmbH & Co. KG, zum Teil auch in Form von Genussrechten oder nachrangigen Darlehen.
Solche Beteiligungen sind schwer oder gar nicht handelbar. Beteiligungen sind erst ab größeren Beträgen möglich. Die Rendite hängt maßgeblich vom Erfolg des Vorhabens ab.
Es gibt in Deutschland auch einige wenige „grüne“ Banken und Angebote, die sich einem nachhaltigen und ethischen Geschäftsmodell verschrieben haben. Solche Institute bieten ihren Kunden klassische Bankeinlagen mit nachhaltiger Ausrichtung an.
diplomierter Bankbetriebswirt BankColleg
zertifizierter VR-Gewerbekundenberater RWGA
Über den Autor
Ricardo Tunnissen hat das Bankgeschäft von der Pike auf gelernt. Nach Abschluss seiner Ausbildung zum Bankkaufmann IHK, bei einer regionalen Volksbank, startete er als Privatkundenberater mit einer Veranwortung für über 3.000 eigene Kunden.
Sowohl während seiner Zeit als Finanzierungsspezialist in der privaten Baufinanzierung, sowie als Gewerbekundenberater in der Firmen- und Gewerbekundenabteilung, bildete er sich zum zertifizierten VR-Gewerbekundenberater RWGA weiter.
Es folgte ein berufsbegleitendes Studium zum Bankfachwirt BankColleg, Bankbetriebswirt BankColleg und zuletzt zum diplomierten Bankbetriebswirt BankColleg auf dem Campus Schloss Montabaur.
Erfahre hier mehr über die fachlichen Qualifikationen und die berufliche Expertise vom Autor.
* Hinweise zu Links und Rechnern
Dieses Projekt wird finanziert über sogenannte Affiliate-Links. Durch den Abschluss eines Produktes und/oder die Anfrage bezüglich eines Produktes bei einem von mir empfohlenen Anbieter erhalte ich vom Affiliate-Netzwerk eine Umsatzbeteiligung oder einen fixen Betrag gutgeschrieben. Für dich fallen hierbei KEINE zusätzlichen Kosten an. Die Höhe einer möglichen Vergütung hat keinerlei Einfluss auf diese Empfehlungen. Durch die Nutzung der Affiliate-Links unterstützt du in direkter Weise das Informationsangebot auf meiner Seite und stellst sicher, dass auch in Zukunft anspruchsvolle und hochwertige Artikel erscheinen können.
Vielen Dank für dein Vertrauen.
Made with ♥ and coffee!
Ricardo Tunnissen
diplomierter Bankbetriebswirt BankColleg
zertifizierter VR-Gewerbekundenberater RWGA
Über den Autor
Ricardo Tunnissen hat das Bankgeschäft von der Pike auf gelernt. Nach Abschluss seiner Ausbildung zum Bankkaufmann IHK, bei einer regionalen Volksbank, startete er als Privatkundenberater mit einer Veranwortung für über 3.000 eigene Kunden.
Sowohl während seiner Zeit als Finanzierungsspezialist in der privaten Baufinanzierung, sowie als Gewerbekundenberater in der Firmen- und Gewerbekundenabteilung, bildete er sich zum zertifizierten VR-Gewerbekundenberater RWGA weiter.
Es folgte ein berufsbegleitendes Studium zum Bankfachwirt BankColleg, Bankbetriebswirt BankColleg und zuletzt zum diplomierten Bankbetriebswirt BankColleg auf dem Campus Schloss Montabaur.
Erfahre hier mehr über die fachlichen Qualifikationen und die berufliche Expertise vom Autor.