Flatex und Trade Republic sind zwei Angebote für Online Brokerage aus Deutschland. Beide Plattformen ermöglichen ihren Nutzern Wertpapierhandel. Wir stellen die Online-Broker vor und vergleichen sie miteinander.
Ist Flatex oder Trade Republic die bessere Wahl?
Die wichtigsten Punkte:
Flatex* ist eine Marke der FlatexDEGIRO AG und betätigt sich als Online-Broker in Deutschland und den Niederlanden. Das Unternehmen wurde 1999 als PRE.IPO AG unter maßgeblicher Beteiligung von Bernd Förtsch, Inhaber der Börsenmedien AG, gegründet.
2009 ging man als Flatex AG an die Börse. Die Aktien befinden sich heute zu gut zwei Dritteln in Streubesitz. Förtsch ist nur noch gering beteiligt.
2015 übernahm Flatex das Software- und Systemhaus XCOM AG, Mitte 2020 wurde der Kauf des niederländischen Online-Brokers DEGIRO abgeschlossen. Entsprechend erfolgte im Herbst 2020 die Umfirmierung in FlatexDEGIRO AG.
Zum Konzern gehört die FlatexDEGIRO Bank AG - ursprünglich: biw Bank für Investments und Wertpapiere AG. Die FlatexDEGIRO Bank fungiert als Flatex-Wertpapierwickler.
Das Markenzeichen von Flatex - und namensgebend - ist die volumensunabhängige Flatrate beim Wertpapierhandel. Die Plattform hat dieses Modell als erster Anbieter am deutschen Markt eingeführt und inzwischen zahlreiche Nachahmer gefunden.
Neben der Marke Flatex gibt es die weiteren Marken DEGIRO (Online-Brokerage, Angebot in 18 europäischen Ländern) und ViTrade (Marke der FlatexDEGIRO Bank, Plattform für professionelle Trader). FlatexDEGIRO zählte 2021 über 1.100 Mitarbeiter und europaweit ca. 2 Mio. Kunden.
Die damalige Commerzbank-Tochter Comdirect betätigte sich bei Gründung von Trade Republic* im Jahr 2015 als Inkubator - als „Brutkasten“. Heute agieren beide Unternehmen vollkommen unabhängig voneinander.
Juristisch befindet sich der Firmensitz von Trade Republic in Düsseldorf, operativ wird das Geschäft von Berlin aus gelenkt.
Die drei Gründer Christian Hecker, Thomas Pischke und Marco Cancellieri steuern den Neobroker nach wie vor maßgeblich, obwohl sie nur noch mit kleinen Anteilen beteiligt sein.
Das meiste Geld bei Trade Republic stammt von namhaften Investoren. Der zwischenzeitliche Status als Tochter des Düsseldorfer Online-Brokers Sino AG blieb Episode. Heute hält die Sino AG nur noch eine Minderheitsbeteiligung.
Trade Republic war einer der ersten Anbieter in Deutschland für Brokerage via Mobile App. Inzwischen gibt es auch eine Browser-Anwendung. Seit 2018 verfügt die Trade Republic Bank GmbH über eine deutsche Lizenz als Wertpapierhandelsbank. Nutzer der Plattform sind dennoch mit anderen Finanzdienstleistern verbunden.
Die Zahlungsabwicklung erfolgt über die Solarisbank, einen Bank-für-Bank-Dienstleister in Berlin. Die Depotverwahrung übernimmt HSBC Deutschland in Düsseldorf. Trade Republic beschäftigte 2021 rund 400 Mitarbeiter und zählte ca. 1 Mio. Kunden.
Flatex* ermöglicht Handel mit Aktien, ETFs und klassischen Fonds. Im Angebot sind u.a. 190 Premium-ETFs und 40 Premium-Fonds, bei denen keine Handelsgebühren bzw. Ausgabeaufschläge anfallen. Das tatsächliche ETF- und Fonds-Spektrum ist aber wesentlich breiter.
Flatex bietet Sparpläne für ca. 4.000 ETFs und Fonds. Sparraten sind ab 25 Euro möglich.
Beim Spar-Rhythmus kann zwischen monatlicher, vierteljährlicher, halbjährlicher oder jährlicher Ausführung gewählt werden.
Beim Kryptohandel setzt Flatex auf Krypto-ETNs. Das sind Wertpapiere - üblicherweise Zertifikate - mit Krypto-Bezug. Der direkte Erwerb von Kryptowährungen ist nicht möglich. Es gibt bei Flatex drei Typen von Krypto-ETNs: reine Bitcoin-ETNs, Krypto-Basket-ETNs (Baskets sind Währungskörbe) und ETNs mit anderen Kryptowährungen als Bezugsgrundlage.
Flatex ermöglicht Wertpapierhandel an einer großen Zahl an Börsenplätzen. Alle deutschen Börsen können genutzt werden, auch die elektronischen Börsenplätze Tradegate Exchange, gettex, Xetra, Stuttgart-Euwax und Frankfurt-Zertifikate AG - die letzten beiden für verbriefte Derivate.
Auch an ausländischen Börsen kann gehandelt werden. Dazu gehören zum Beispiel die bekannten US-Börsen NYSE und NASDAQ, der europäische Börsenverbund Euronext oder die Schweizer Börse. Ebenfalls möglich ist außerbörslicher Direkthandel. Flatex bietet dafür insgesamt 17 Handelspartner, durchweg namhafte Adressen im Investmentgeschäft.
Derivate können bei Flatex ebenfalls gehandelt werden. User steht ein Derivate-Spektrum aus rund einer Million Produkten zur Verfügung - ganz überwiegend Zertifikate und Optionsscheine. Anbieter und Produkthersteller sind die zuvor erwähnten 17 Direkthandels-Partner.
Eine weitere Möglichkeit des spekulativen Handels bei Flatex ist der CFD-Handel. CFDs sind sehr riskante Finanzprodukte, bei denen man auf Kursveränderungen „wetten“ kann. CFDs werden bei Flatex auf Aktien, Indizes, Rohstoffe, Währungen und Zinsprodukte geboten. CFD-Market Maker und Flatex-Partner in diesem Segment ist Société Générale.
Das Kürzel „CFD“ steht für „Contract for Difference“ - auf Deutsch kann man von Kursdifferenzgeschäften sprechen.
CFDs stellen keine Wertpapiere dar, finanztechnisch handelt es sich um Tauschvereinbarungen über Wertentwicklungen eines Basiswerts. Der Fachausdruck dafür lautet Total Return Swap. Mit CFDs lässt sich mit vergleichsweise geringem Einsatz über große Summen spekulieren. Man kann sowohl auf steigende als auch auf sinkende Kurse setzen.
Es werden keine Assets erworben, lediglich eine Sicherheitsleistung (Margin) muss gestellt werden. CFDs besitzen einen starken Hebeleffekt. Das bedeutet große Chancen, aber auch hohes Risiko.
Flatex* ermöglicht seinen Kunden auch Wertpapierkredite. Kreditgeber ist die flatexDEGIRO Bank AG. Die mögliche Kredithöhe orientiert sich am beleihbaren Wertpapierbestand (maximal 250.000 Euro). Die Funktionsweise ist wie bei einem Dispokredit, der Zinssatz ist entsprechend variabel.
Bei Trade Republic* ist der Handel mit ca. 7.500 Aktien und 1.500 ETFs möglich. Auch Kryptowährungen sind im Angebot. Derzeit sind 28 Kryptowährungen handelbar. Beim Kauf von Krypto-Geld findet ein echter Erwerb mit Verwahrung in sogenannten Wallets statt.
Neben Einmal-Investments wird bei Trade Republic regelmäßiges Sparen zugelassen. Rund ein Drittel der Aktien und nahezu alle ETFs können über Sparpläne bespart werden (Mindestsparrate: 10 Euro, Maximalsparrate: 10.000 Euro).
Möglicher Spar-Rhythmus: einmal, zweimal monatlich oder vierteljährlich.
Bezüglich der Handelsplätze ist Trade Republic sehr schlicht aufgestellt. Der Handel findet ausschließlich über LS Exchange statt, die elektronische Handelsplattform der Hamburger Börse. Eine Ausnahme gilt beim Krypto-Handel. Hier wird für Handelsaktivitäten der Londoner Anbieter B2C2 genutzt, die Verwahrung erfolgt über den US-Spezialisten BitGo.
Derivate-Handel ist bei Trade-Republic ebenfalls möglich. Es stehen mehrere hunderttausend Derivate zur Auswahl. Sie können zur Spekulation oder für Absicherungszwecke genutzt werden. Citi, Société Générale und HSBC sind Premium-Partner für die Abwicklung.
Nicht im Angebot bei Trade Republic* sind klassische Fonds, Forex-Handel und CFD-Handel.
Ergebnis: Flatex ist bei Wertpapierhandel breiter aufgestellt als Trade Republic. Das gilt sowohl bezüglich des Handelsspektrums als auch bezüglich der Handelsmöglichkeiten. Bei Krypto-Handel setzt Flatex auf Krypto-ETNs, Trade Republic auf direkte Krypto-Investments.
Beide Anbieter ermöglichen Sparpläne - Flatex ausschließlich fondsbasiert (ETFs und Fonds), Trade Republic auch mit Aktien. Bei Derivaten sind beide Plattformen ähnlich breit aufgestellt, Flatex bietet zusätzlich CFD-Trading.
Das Verrechnungskonto („Cash-Konto“) ist bei Flatex* kostenfrei. Beim Wertpapierdepot wird eine Gebühr von 0,1 Prozent p.a. (inkl. MwSt.) für die Depotführung berechnet. Die Berechnung erfolgt bezogen auf den jeweiligen Depotbestand zum Monatsende (Kurswert).
Bei einem Depotwert von durchgängig 100.000 Euro würden zum Beispiel Depotkosten von 100 Euro in einem Jahr anfallen. Bei Fonds und ETFs im Depot wird keine Depotgebühr berechnet.
Für Wertpapierorders fällt im Allgemeinen eine Flatrate in Höhe von 5,90 Euro pro Order an. Bei Orders über mehr als 40.000 Euro an US-amerikanischen und kanadischen Börsenplätzen wird für den übersteigenden Betrag eine weitere Gebühr von 0,04 Prozent fällig.
Zusätzlich zur Ordergebühr können Fremdspesen zu zahlen sein.
Beim Handel über Tradegate Exchange, Quotrix, Lang & Schwarz, Lang & Schwarz Exchange, Baader Bank und gettex wird eine Fremdkosten-Pauschale von 2 Euro berechnet. Auch im außerbörslichen Handel gilt üblicherweise die Flatrate von 5,90 Euro.
Beim Handel mit Hebelprodukten und Zertifikaten sind einige Besonderheiten zu beachten:
Für den CFD-Handel findet ein eigenes Preismodell Anwendung.
Flatex* berechnet derzeit (Stand Juni 2022) für Einlagen auf dem Verrechnungskonto Negativzinsen in Höhe des Zinssatzes der EZB-Einlagenfazilität (-0,5 Prozent). Es gibt keinen Freibetrag.
Bei Trade Republic* werden für die Depotführung und das Verrechnungskonto keine Gebühren berechnet. Auch ein Verwahrentgelt ist bislang nicht vorgesehen.
Die Plattform verzichtet außerdem auf Ordergebühren. Es wird aber eine Fremdkostenpauschale in Höhe von 1 Euro pro Order berechnet. Ggf. fallen weitere Fremdspesen an. Bei Sparplänen entfällt die Fremdkostenpauschale. Sie sind damit de facto vollständig kostenlos.
Ergebnis: in puncto Kosten hat Trade Republic eindeutig die Nase vorn. Bei Flatex ist das Gebührenmodell für Wertpapierhandel mit der Flatrate zwar transparent. Die 5,90 Euro pro Order machen sich aber gerade bei kleineren Aufträgen bemerkbar. Hinzu kommt, dass auch noch Depotkosten anfallen.
Fazit: Flat ist nicht zwangsläufig kostengünstig. Dafür hat der Nutzer breitere und differenziertere Handelsmöglichkeiten und bei größeren Ordervolumina reduziert sich der Kostennachteil.
Die FlatexDEGIRO Bank und die Trade Republic Bank unterliegen beide der Aufsicht durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Das gilt auch für die beiden Kooperationspartner von Trade Republic, die Solarisbank und HSBC Deutschland.
Für den Wertpapierhandel wird ein Verrechnungskonto benötigt. Bei Flatex wird das Verrechnungskonto bei der FlatexDEGIRO Bank geführt, bei Trade Republic bei der Solarisbank. Für beide Institute gilt die gesetzliche Einlagensicherung in Deutschland.
Danach sind Einlagen bis 100.000 Euro (200.000 Euro bei Gemeinschaftskonten von Eheleuten) gegen Ausfall geschützt.
Beide Banken gehören keinem freiwilligen Einlagensicherungssystem an. Es besteht daher über den gesetzlichen Einlagenschutz hinaus keine weitere Absicherung.
Für die Depotverwahrung ist bei Flatex ebenfalls die FlatexDEGIRO Bank zuständig, bei Trade Republic HSBC Deutschland. Wertpapiere in Depots gehören nicht zum Vermögen des Depotverwahrers sondern werden getrennt davon verwaltet.
Sie sind im Fall der Insolvenz des Depotverwahrers daher auch nicht Teil der Insolvenzmasse und insofern vor Ausfall geschützt.
Das bedeutet natürlich nicht, dass die einzelnen Wertpapiere im Depot ausfallsicher sind. Das hängt von Art, Ausgestaltung und „Güte“ der jeweiligen Papiere ab.
Ergebnis: Bei Kundeneinlagen bieten Flatex und Trade Republic einen den gesetzlichen Vorgaben entsprechenden Schutz. Der Depotbestand ist als treuhänderisch verwaltetes Vermögen ebenfalls ausfallsicher. Für den „normalen“ Anleger ist diese Sicherheit in der Regel voll ausreichend.
Im Kostenvergleich ist Trade Republic* eindeutig günstiger als Flatex. Der „Preis“ dafür sind ein eingeschränkteres Handelsspektrum und weniger Handelsmöglichkeiten.
In puncto Trading-Auswahl ist Flatex breiter aufgestellt. Der Kostennachteil fällt wegen des Flatrate-Konzepts bei größeren Handelsvolumina weniger stark ins Gewicht.
Flatex* zielt mit seinem Angebot mehr auf Börsenakteure, die schon recht professionell handeln und dabei auch einiges investieren können, Trade Republic eignet sich vor allem für Einsteiger mit begrenztem Kapital und für kostenbewusste Vieltrader.
diplomierter Bankbetriebswirt BankColleg
zertifizierter VR-Gewerbekundenberater RWGA
Über den Autor
Ricardo Tunnissen hat das Bankgeschäft von der Pike auf gelernt. Nach Abschluss seiner Ausbildung zum Bankkaufmann IHK, bei einer regionalen Volksbank, startete er als Privatkundenberater mit einer Veranwortung für über 3.000 eigene Kunden.
Sowohl während seiner Zeit als Finanzierungsspezialist in der privaten Baufinanzierung, sowie als Gewerbekundenberater in der Firmen- und Gewerbekundenabteilung, bildete er sich zum zertifizierten VR-Gewerbekundenberater RWGA weiter.
Es folgte ein berufsbegleitendes Studium zum Bankfachwirt BankColleg, Bankbetriebswirt BankColleg und zuletzt zum diplomierten Bankbetriebswirt BankColleg auf dem Campus Schloss Montabaur.
Erfahre hier mehr über die fachlichen Qualifikationen und die berufliche Expertise vom Autor.
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Ricardo Tunnissen
diplomierter Bankbetriebswirt BankColleg
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