ETFs sind eine sehr gute Möglichkeit, um gezielt und kostengünstig Vermögen aufzubauen. Dabei geht es nicht darum, willkürlich ETFs zu kaufen, es kommt vielmehr auf die passende Zusammenstellung an: die ETF Portfolio-Aufteilung.
Die wichtigsten Punkte:
Unter einem Portfolio wird allgemein ein Bestand an Wertpieren verstanden.
Portfolio-Aufteilung bedeutet aktive Gestaltung der Wertpapier-Zusammensetzung in einem Portfolio.
Bei der ETF Portfolio-Aufteilung geschieht dies mit Hilfe von ETFs - Exchange Traded Funds bzw. börsengehandelten Fonds.
ETFs stellen üblicherweise Indexfonds dar, das heißt sie verfolgen eine Anlagestrategie, die einen Börsenindex nachvollzieht. Sie bilden ein sehr effektives Instrument, um in ganze Märkte zu investieren. Du musst nur einen ETF kaufen, der sich auf den entsprechenden Index bezieht.
Willst du zum Beispiel in den deutschen Aktienmarkt investieren, erwirbst du einfach einen DAX ETF.
Mit nur zwei bis drei ETFs aus unterschiedlichen Märkten lässt sich so schon ein breites Investment-Spektrum darstellen, ohne die in den Fonds enthaltenen Einzelwerte kaufen zu müssen. Das ist wesentlich kostengünstiger und auch besser im Handling.
Ein DAX ETF und ein S&P 500 ETF im Depot ist fast genauso als ob du die 540 im DAX (40 größte deutsche Aktienwerte) und S&P 500 (500 größte US-Aktienwerte) abgebildeten Aktien kaufen würdest.
Hier gelangst du zum ETF Sparplan Vergleich.
Die Portfolio-Aufteilung kann zwei Zielsetzungen verfolgen:
Die theoretische Grundlage bildet die sogenannte Portfoliotheorie. Sie wurde in den 1950er Jahren von dem US-Ökonomen Harry M. Markowitz entwickelt. Er konnte zeigen, dass es suboptimal ist, in einem Wertpapierbestand auf Risikodiversifikation zu verzichten und alles „nur auf eine Karte“ zu setzen.
Durch Risikostreuung lässt sich ein Teil des Risikos eliminieren, ohne dass die Renditeaussichten schlechter werden. Oder man hält durch die Diversifikation ein konstantes Risiko, kann aber die Renditeaussichten erhöhen.
Beides ist jedenfalls dem Verzicht auf Streuung überlegen. ETFs setzen per se durch Indexnachbildung bereits das Prinzip der Risikostreuung um.
Warum kann es dann Sinn machen, das Portfolio durch Erwerb mehrerer ETFs nochmal aufzuteilen?
Die Antwort lautet: weil auch die einzelnen ETFs nur mehr oder weniger große Marktausschnitte aus dem gesamten Wertpapier-Universum repräsentieren.
Wenn du zum Beispiel nur einen DAX-ETF im Depot hast, setzt du ausschließlich auf deutsche Aktien - und damit ziemlich einseitig auf die Risiken und Chancen des deutschen Aktienmarktes. Mit weiteren ETFs mit Bezug zu anderen Aktienmärkten kannst du wesentlich breiter streuen und das Rendite-Risiko-Verhältnis verbessern.
ETFs ermöglichen sogar eine Streuung über Anlageklassen hinweg - u.a. durch Kombination von einem Aktien ETF und einem Anleihe ETF.
Es gibt nicht „die richtige“ ETF Portfolio-Aufteilung. Welche Aufteilung sich mit welchen Anteilen empfiehlt, hängt vielmehr von deiner persönlichen Einstellung zu Rendite und Risiko ab.
Wenn du zum Beispiel viel Wert auf Sicherheit legst, kannst du dein Portfolio mit einem hohen Anteil eines (Staats-)Anleihen ETF ausstatten. Du darfst dann keine spektakuläre Rendite erwarten.
Wenn du risikofreudiger bist, legst du den Schwerpunkt mehr auf Aktien ETFs, insbesondere in Märkten mit besonderen Wachstumschancen - das bedeutet üblicherweise mehr Rendite, aber auch ein größeres Risiko.
Gewisse Kursschwankungen impliziert das ETF-Investment immer, selbst bei relativ schwankungsarmen Anleihe ETFs. Wenn du das nicht möchtest, ist das ETF Portfolio wahrscheinlich nicht die richtige Anlage für dich.
Dann solltest du doch eher bei klassischen Bankanlagen bleiben. Die sind fast hundertprozentig sicher, aber auch extrem renditearm. Bei größeren Anlagesummen drohen sogar Negativzinsen.
Nachfolgend einige Grundregeln für die ETF Portfolio-Aufteilung:
Ein ETF mit einer breiteren Streuung ist besser als zwei oder drei ETFs mit gleichgerichteter spezifischer Ausrichtung.
Beispiel: Ein einziger ETF mit Ausrichtung auf Europa ist besser als mehrere ETFs mit Bezug zu unterschiedlichen europäischen Aktienmärkten (DAX-ETF, CAC-ETF, AEX-ETF usw.) zu kaufen.
Der Grund: mehrere ETFs sind kostenträchtiger als ein ETF und es entsteht ein höherer Aufteilungsaufwand.
Du solltest bei Aufteilungen auf „Trennschärfe“ achten. Wenn du einen MSCI Europe ETF im Portfolio hast, macht es wenig Sinn, noch einen DAX-ETF aufzunehmen, denn die DAX-Werte sind im MSCI Europe-Index bereits enthalten.
Der DAX-ETF würde zu einem deutschen Übergewicht im Portfolio führen, zusätzliche Kosten verursachen und im Hinblick auf Rendite-Risiko-Optimierung nichts bringen.
Portfolio-Aufteilung und ETF-Investment zielen auf langfristige Vermögensbildung. Deshalb ist es wenig sinnvoll, die Aufteilung bei kurzfristigen Marktentwicklungen sofort zu verändern. Eine Veränderung der Aufteilung empfiehlt sich nur dann, wenn sich eine grundlegend neue Einschätzung der Chancen und Risiken ergibt oder die persönliche Einstellung zu Rendite und Risiko anders geworden ist.
Durch unterschiedliche Entwicklungen in den einzelnen Portfolio-Segmenten können sich die Anteile der einzelnen ETFs im Portfolio im Zeitablauf verschieben. Um wieder eine ausgewogene Aufteilung herzustellen, ist der Kauf bzw. Verkauf von ETFs nötig.
Man nennt das Rebalancing.
Eine regelmäßige Überprüfung des Portfolios - in ein- oder zweijährigem Abstand -, ob die Aufteilung noch stimmt, ist ratsam.
Bei Aufteilungen nach Regionen wird häufig diskutiert, ob für die Gewichtung die Marktkapitalisierung der jeweiligen Aktienmärkte oder das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der jeweiligen Länder zugrunde gelegt werden sollte. Für beides gibt es Pro- und Contra-Argumente.
Bei der Gewichtung nach Marktkapitalisierung wird mehr die Entwicklung der Börsen berücksichtig, bei der BIP-Gewichtung die Wirtschaftsentwicklung der Länder.
Bei ETF Portfolio-Aufteilung sind der Phantasie kaum Grenzen gesetzt. Angesichts einiger tausend zur Auswahl stehenden ETFs sind die Aufteilungsmöglichkeiten praktisch unendlich.
Wir stellen nachfolgend einige gängige Aufteilungs-Modelle vor.
Überwiegend handelt es sich um ETF-Portfolios mit Aktienbezug, wir gehen aber auch auf „Misch“-Modelle ein, die mindestens zwei Anlageklassen umfassen. Die genannten Prozent-Aufteilungen sind nicht „in Stein gemeißelt“. Andere Gewichtungen sind durchaus vertretbar.
Die simpelste aktienbasierte ETF Portfolio-Aufteilung besteht aus einem einzigen ETF mit MSCI World-Bezug. Der MSCI World ist ein globaler Aktienindex, der über 1.600 Aktienwerte aus 23 Industrieländern repräsentiert.
Gemessen an der Marktkapitalisierung deckt er den größten Teil der weltweit gehandelten Aktien ab.
Mit einem MSCI World ETF erwirbt man also - mit gewissen Abstrichen - den Welt-Aktienmarkt. Eine breitere Streuung ist kaum möglich - zwei Verfeinerungen sehen wir uns im den nächsten beiden Beispielen an.
Was Aktien betrifft, bietet das MSCI World Investment aufgrund seiner breiten Aufstellung ein besonders ausgewogenes Verhältnis von Rendite und Risiko.
Als Einsteiger-Strategie wird oft das 70/30 Portfolio empfohlen:
70 Prozent werden in einen MSCI World ETF investiert, 30 Prozent in einen MSCI Emerging Markets ETF.
Der MSCI Emerging Markets Index bildet 1.400 Aktien aus 26 Schwellenländern ab.
Mit der 70/30-Aufteilung realisierst du also eine noch breitere Streuung als bei einer alleinigen Fokussierung auf den MSCI World. Schwellenländer-Aktien im Portfolio werden gerne empfohlen, weil man hier überdurchschnittliche Wachstumschancen sieht, allerdings ist auch die Volatilität - sprich das Risiko - größer. Risikoreduzierend wirkt die erweiterte Streuung.
Die Alternative zur 70/30-Aufteilung ist der Kauf eines MSCI ACWI ETFs. Der MSCI ACWI (All Country-World-Index) vereint den MSCI World und den MSCI Emerging Markets mit ca. 3.000 Aktienwerten.
Die Aufteilung ist allerdings etwas anders als im 70/30 Portfolio:
Industrieländer-Aktien machen ca. 89 Prozent im Index aus, Schwellenländer-Aktien rund 11 Prozent.
Der MSCI World ist zwar ein recht umfassender Index, US-Aktien besitzen aber mit rund 65 Prozent Anteil - gemessen an der Marktkapitalisierung - ein sehr hohes Gewicht. Das liegt schlicht daran, dass der US-Aktienmarkt nach wie vor der größte der Welt ist.
Bei der 35/25/30/10 Portfolio-Aufteilung wird diese US-Lastigkeit vermieden. Ziel ist, die starke Abhängigkeit des Portfolios von Entwicklungen in den USA abzubauen.
Das Portfolio setzt sich zu 35 Prozent aus einem MSCI USA-ETF zusammen, 25 Prozent macht ein MSCI Europe-ETF aus, 10 Prozent ein MSCI Pazifik-ETF. 30 Prozent entfallen auf einen MSCI Emerging Markets ETF.
Das zeigt, es handelt sich um ein modifiziertes 70/30-Portfolio, bei dem die Industrieländer-Gewichtung durch Reduzierung des USA-Anteils zugunsten anderer Regionen verändert wird.
Für die Umsetzung werden (mindestens) vier ETFs benötigt.
Das 60/40 Portfolio umfasst zwei Anlageklassen: Aktien und Anleihen.
60 Prozent werden in einen Aktien ETF - zum Beispiel einen MSCI World ETF - investiert, 40 Prozent in einen Anleihe ETF.
Ein bekannter globaler Rentenindex ist zum Beispiel der JP Morgan Government Bond Index Global (GBI Global). Mit einem ETF mit entsprechendem Indexbezug lassen sich weltweite Staatsanleihen im Portfolio abbilden.
Das 60/40 Portfolio verfolgt eine klassische Mischfonds-Strategie. Bei boomenden Aktienmärkten ist der Aktienanteil Renditetreiber, schwächeln die Aktienbörsen, sorgt der Rentenanteil für sichere Erträge und federt Verluste ab.
Das Portfolio eignet sich vor allem für Anleger, die eher sicherheitsorientiert sind und neben Aktien auch auf festverzinsliche Wertpapiere setzen wollen.
Benötigt werden mindestens zwei ETFs.
Gerd Kommer ist ein bekannter deutscher Vermögensverwalter, der auch publizistisch tätig ist. In seinem Buch „Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs“ entwickelte er - in unterschiedlichen Varianten - das sogenannte Weltportfolio.
Es enthält neben Aktien und Anleihen zwei weitere Anlageklassen: Rohstoffe und Immobilien. Der Zweck ist vor allem, eine noch breitere Risikodiversifikation zu erreichen und Renditechancen aktiv zu nutzen.
Bei Aktienwerten aus entwickelten Ländern nimmt Kommer eine Gewichtung nach Regionen (Nordamerika bzw. USA, (West-)Europa, Pazifik bzw. Japan basierend auf den BIP-Anteilen) vor, außerdem eine Differenzierung nach Large Caps und Small Caps. Bei Lage Caps wird ein Schwerpunkt auf Value-Aktien gesetzt.
Der Aktienanteil aus entwickelten Ländern am Portfolio beträgt 38,5 Prozent, jeweils zur Hälfte aufgeteilt auf (regionale) Large Cap Value ETFs und (regional) Small Cap ETFs.
Der Schwellenländer Aktienanteil liegt bei 17,5 Prozent. Auf Anleihe-ETFs entfallen 30 Prozent, auf ETFs mit Rohstoff- und Immobilienbezug jeweils 7 Prozent.
Large Caps sind in der Börsensprache große Aktiengesellschaften. Value Titel sind Aktien, die momentan eher schwach bewertet sind, bei denen aber langfristig gutes Wertsteigerungspotential gesehen wird. Small Caps sind kleinere Aktiengesellschaften. Diese Aktien besitzen oft eine höhere Renditeerwartung, aber auch ein größeres Risiko.
Mit dem Mix aus verschiedenen Anlageklassen, einem soliden Anleiheanteil und der Fokussierung auf Aktien mit Potential bietet das Weltportfolio eine differenzierte Mischung von sicherheits- und renditeorientiertem Investment. Der Nachteil: man benötigt mindestens zehn ETFs für die Umsetzung.
Hier gelangst du zum ETF Sparplan Vergleich.
Wenn du dich nicht selbst mit der Aufteilung eines ETF Portfolios befassen willst, kannst du diese Aufgabe auch einem Robo Advisor überlassen. Ein Robo Advisor ist ein digitaler Vermögensverwalter, dessen Algorithmen das Handeln eines Vermögensverwalters aus Fleisch und Blut nachbilden.
Robo Advisors sind üblicherweise so aufgebaut, dass zunächst deine Einstellung zu Rendite und Risiko ermittelt wird. Auf den Ergebnissen aufbauend wird ein Portfolio aus verschiedenen ETFs vorgeschlagen und umgesetzt. Das System nimmt dabei selbst die Aufteilung vor und häufig auch das Rebalancing.
Digitale Vermögensverwaltung kostet Geld. Jeder Robo Advisor hat sein eigenes Gebührenmodell. Fast immer fällt ein jährlicher Prozentsatz auf das angelegte Vermögen an, zum Teil sind die Prozentsätze nach angelegten Vermögensbeträgen gestaffelt. Manche Robo Advisor-Anbieter verlangen eine Gewinnbeteiligung (Performance Fee).
Fazit: der Robo Advisor nimmt dir Arbeit ab und bietet professionelle Vermögensverwaltung. Du musst entscheiden, ob diese Leistung dir die Gebühren wert sind.
diplomierter Bankbetriebswirt BankColleg
zertifizierter VR-Gewerbekundenberater RWGA
Über den Autor
Ricardo Tunnissen hat das Bankgeschäft von der Pike auf gelernt. Nach Abschluss seiner Ausbildung zum Bankkaufmann IHK, bei einer regionalen Volksbank, startete er als Privatkundenberater mit einer Veranwortung für über 3.000 eigene Kunden.
Sowohl während seiner Zeit als Finanzierungsspezialist in der privaten Baufinanzierung, sowie als Gewerbekundenberater in der Firmen- und Gewerbekundenabteilung, bildete er sich zum zertifizierten VR-Gewerbekundenberater RWGA weiter.
Es folgte ein berufsbegleitendes Studium zum Bankfachwirt BankColleg, Bankbetriebswirt BankColleg und zuletzt zum diplomierten Bankbetriebswirt BankColleg auf dem Campus Schloss Montabaur.
Erfahre hier mehr über die fachlichen Qualifikationen und die berufliche Expertise vom Autor.
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Ricardo Tunnissen
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