Crowdinvesting ist eine Idee des Internet-Zeitalters. Mit überschaubaren Beträgen kann das Internet-Publikum - „die Crowd“ - unternehmerisch investieren.
Viel länger als zehn Jahre gibt es das Konzept nicht. Dafür ist das Wachstum stürmisch. Wurden 2011 in Deutschland gerade 450.000 Euro über Crowdinvesting eingesammelt, wird in diesem Jahr (2020) bereits mit knapp 84 Mio. Euro gerechnet und für 2024 erwartet man gut 120 Mio. Euro Transaktionen.
In diesem Artikel erfährst du mehr über Crowdinvesting und ob diese digitale Form der Geldanlage etwas für dich ist.
Die wichtigsten Punkte:
Am Anfang stand das Crowdfunding - die systematische Sammlung von Geld über das Internet, um bestimmte Vorhaben zu ermöglichen. Die erste Crowdfunding-Plattform startete um die Jahrtausendwende in den USA.
Crowdfunding im ursprünglichen Sinn hatte mehr Spendencharakter und verfolgt vor allem ideelle und künstlerische Zwecke. Geldverdienen war und ist hier nicht das Ziel. Mit der Kommerzialisierung des Internets wurde das Crowdfunding aber bald zur Business-Idee.
Im Fokus stand zunächst die Kreditvergabe von privat an privat. Das Crowdlending - auch Peer-to-Peer-Lending oder P2P-Lending - war geboren. In den USA und Großbritannien gab es ab 2005 die ersten Crowdlending-Plattformen, ab 2007 auch in Deutschland. Die Kreditvergabe an Selbständige und Unternehmen bildete den nächsten logischen Schritt.
Von da war es nicht mehr weit bis zu echten unternehmerischen Investments - dem Crowdinvesting. In Deutschland markiert das Jahr 2011 den Beginn der Crowdinvesting-Ära. Inzwischen gibt es bei uns über drei Dutzend Crowdinvesting-Plattformen. Die meisten wurden in den letzten fünf Jahren (Stand 2020) gegründet.
Stand zunächst die Beteiligung an Startups und mittelständischen Unternehmen im Fokus, hat mittlerweile eine Schwerpunktverlagerung stattgefunden.
Etwa der Hälfte der Plattformen konzentriert sich heute auf Immobilien-Investments. Einige haben sich auf erneuerbare Energien spezialisiert. Der Rest ist weiter auf Unternehmens- und Startup-Investments ausgerichtet.
Ausreichend Risikokapital bzw. Eigenkapital ist wesentlicher Baustein einer soliden Finanzierung bei Projekten mit unternehmerischem Risiko. Aber woher nehmen wenn nicht (genug) vorhanden ist?
Risikokapitalfinanzierungen gehören nicht zum klassischen Bankgeschäft, Kreditinstitute konzentrieren sich – wie der Name schon sagt - auf die Kreditvergabe.
Beteiligungsgesellschaften richten sich vorwiegend an schon länger bestehende Unternehmen und steigen erst ab größeren Beträgen ein.
Auch Venture Capital-Gesellschaften engagieren sich bevorzugt bei größeren Projekten. Vorhaben mit kleinerem Kapitalbedarf haben daher Mühe, Risikokapital-Investoren zu finden. Diese Lücke füllt das Crowdinvesting. Das stürmische Wachstum in den vergangenen Jahren zeigt es.
Die Funktionsweise ist bei allen Plattformen ähnlich und lässt sich nach folgendem Muster beschreiben:
Die Crowdinvesting-Plattform hat eine reine Vermittlungs- und Abwicklungsfunktion. Sie ist der Marktplatz, auf dem sich Kapitalsuchende und Investoren treffen.
Die Leistungen des Plattform-Betreibers in diesem Zusammenhang:
Eröffnung von Zugang zu Risikokapital für Kapitalsuchende und von Chancen für rentierliche Geldanlagen für Investoren;
Risikoselektion: durch die Prüfung und Bewertung der Vorhaben im Vorfeld wird das Ausfall- und Misserfolgsrisiko begrenzt;
Management des Finanzierungs-Prozesses: kommt die Finanzierung zustande, kümmert sich die Plattform um die Vertragsbeziehung und die Zahlungsabwicklung, letzteres oft unter Einschaltung einer Partnerbank.
Die Plattform ist selbst nicht an der Finanzierung beteiligt. Die Finanzierung kommt immer unmittelbar zwischen den Beteiligten zustande.
Die Plattform übernimmt auch kein Finanzierungsrisiko.
Kleine Investment-Beträge sind beim Crowdinvesting typisch. Das gehört zum Geschäftsmodell. Bei manchen Plattformen ist schon ein Einstieg ab 10 Euro möglich. Gängige Mindestbeteiligungen liegen aber in der Größenordnung von 100 Euro, 250 Euro oder 500 Euro.
Es gibt auch Maximalgrenzen. Diese hängen zum einen von dem jeweiligen Projekt ab, zum anderen setzen einige Plattformen selbst Obergrenzen fest - zum Beispiel bei 25.000 Euro.
Die erzielbare Rendite hängt natürlich ganz von dem jeweiligen Vorhaben ab. Im Allgemeinen stellt Crowdinvesting aber höhere Renditen in Aussicht als „normale“ verzinsliche Anlagen. Der Unterschied ist sozusagen die Risikoprämie.
Bei nachrangigen Darlehen für Immobilien-Projekte sind oft Zinssätze zwischen 5 Prozent und 7 Prozent vorgesehen. Startup-Beteiligungen können sogar zweistellige Renditen bieten - Erfolg vorausgesetzt.
Die Rendite ist immer im Zusammenhang mit dem eingegangenen Risiko zu sehen. Risikobereitschaft kann dabei mehr Rendite bedeuten, ist aber keine Renditegarantie.
Crowdinvesting bedeutet per definitionem Geldanlage mit Risiko. Wenn du hier einsteigst, musst du immer damit rechnen, dass sich dein Projekt anders entwickelt als erwartet und in Aussicht gestellt.
Im Extremfall droht der Totalverlust deines Kapitals, eine darüber hinausgehende Haftung besteht jedoch üblicherweise nicht. Das ist ähnlich wie bei Aktien, denen das Crowdinvesting risikomäßig nahe steht.
Das Risiko hängt von verschiedenen Faktoren ab:
Hier gilt, dass Immobilienvorhaben sich vergleichsweise gut und sicher kalkulieren lassen. Das trifft mit Einschränkungen auch auf Projekte im Bereich neuer Energien zu. Am riskantesten sind Start-up-Investments, insbesondere wenn es sich um gänzlich neue, noch nicht erprobte Geschäftsmodelle handelt. Sie haben einen ausgesprochen spekulativen Charakter;
Wie erfolgreich ein Vorhaben ist, hängt auch davon ab, wer die Umsetzung verantwortet. Handelt es sich um ein etabliertes Unternehmen oder einen Neuling am Markt? Wie solide ist der Kapitalsuchende aufgestellt? Wie sind Risiken abgesichert? Wie gut ist das Vorhaben geplant und vorbereitet? Die Beantwortung dieser Fragen hilft bei der Risikoabschätzung.
Crowdinvesting ist immer mit erhöhtem Risiko verbunden, es gibt aber Unterschiede je nach Art des Investments. Grundsätzlich steigt das Risiko mit der Dauer der Beteiligung. Begrenzte Laufzeit bedeutet stets begrenztes Risiko. Relativ „sicher“ sind nachrangige Darlehen als üblicherweise verzinste Anlage, riskanter dagegen Finanzierungen mit Erfolgsbeteiligung. Ein Ausfallrisiko besteht bei allen Anlagen, zum Teil in abgestufter Form.
Ein wirksames Mittel zur Risikobegrenzung heißt Risikostreuung. Wenn du dein Geld auf mehrere Projekte aufteilst, sinkt das Risiko eines Totalausfalls. Angesichts der überschaubaren Mindestanlagesummen lässt sich Streuung einfach realisieren.
Vorschlag: 1.500 Euro auf drei Vorhaben verteilen, statt in eins zu investieren – die Wahrscheinlichkeit, dass alle drei Vorhaben „floppen“, ist geringer als bei einem Projekt.
Jede Crowdinvesting-Plattform will Geld verdienen. In der Regel ist die Geldanlage trotzdem kostenlos. Die anfallenden Gebühren und Provisionen werden von den kapitalsuchenden Firmen und Personen erhoben.
Gelegentlich sieht die Plattform eine Beteiligung am Erfolg vor. Das ist eher die Ausnahme als die Regel. Grundsätzlich empfiehlt es sich aber, bei der Plattform-Auswahl Angaben zu den Gebühren zu recherchieren.
Praktisch alle Plattformen enthalten dazu Hinweise, oft im Rahmen der FAQ (Frequently Asked Questions) oder der Darstellung der Funktionsweise.
Wie ist Crowdinvesting zu bewerten? Crowdinvesting eignet sich für dich, wenn du etwas Geld übrig hast und es rentierlicher anlegen möchtest als mit konventionellen Anlageformen. Du solltest aber auf das Geld nicht angewiesen sein und notfalls auch einen Verlust verschmerzen können.
Dass du bei echten Unternehmensbeteiligungen ein hohes Risiko eingehst, sollte dir bewusst sein. Vergleichsweise risikobegrenzt ist Crowdinvesting in Form nachrangiger Darlehen für Immobilien-Vorhaben. Wenn du bei deiner Geldanlage flexibel bleiben willst und auf Sicherheit Wert legst, ist Crowdinvesting eher nichts für dich.
Grundsätzlich empfiehlt es sich, Crowdinvesting als eine ergänzende Option zu anderen Anlagen zu sehen. Es sollte nicht Kern deiner Investment-Strategie sein.
diplomierter Bankbetriebswirt BankColleg
zertifizierter VR-Gewerbekundenberater RWGA
Über den Autor
Ricardo Tunnissen hat das Bankgeschäft von der Pike auf gelernt. Nach Abschluss seiner Ausbildung zum Bankkaufmann IHK, bei einer regionalen Volksbank, startete er als Privatkundenberater mit einer Veranwortung für über 3.000 eigene Kunden.
Sowohl während seiner Zeit als Finanzierungsspezialist in der privaten Baufinanzierung, sowie als Gewerbekundenberater in der Firmen- und Gewerbekundenabteilung, bildete er sich zum zertifizierten VR-Gewerbekundenberater RWGA weiter.
Es folgte ein berufsbegleitendes Studium zum Bankfachwirt BankColleg, Bankbetriebswirt BankColleg und zuletzt zum diplomierten Bankbetriebswirt BankColleg auf dem Campus Schloss Montabaur.
Erfahre hier mehr über die fachlichen Qualifikationen und die berufliche Expertise vom Autor.
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Ricardo Tunnissen
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