Buy and Hold Strategie

Buy and Hold einfach erklärt

„In der Ruhe liegt die Kraft“. Diese gängige Redensart scheint für die Buy and Hold Strategie wie gemacht. Nicht hektisches Börsenagieren ist hier gefragt, sondern Geduld und Abwarten.

Die wichtigsten Punkte:

  • Die Buy and Hold-Strategie ist ein guter Ansatz für Aktieneinsteiger. Sie erfordert wenig Aufwand und ist ebenso einfach wie kostengünstig umzusetzen.
  • Wichtig ist ein gut diversifiziertes Portfolio als Ausgangsbasis. Mit einer breiten Streuung lassen sich Risiken einzelner Aktien weitgehend ausschalten.
  • Der Ansatz empfiehlt sich besonders bei Wertpapiersparplänen.
  • Auf lange Sicht besitzt Buy and Hold sehr gute Erfolgsaussichten. Entscheidend ist, zwischenzeitlich Börsenschwächen „auszusitzen“ und „ruhig Blut“ zu bewahren.
  • Mit Buy and Hold ist gezielter und systematischer Vermögensaufbau möglich.

Was es mit dieser Strategie auf sich hat, welche Vor- und Nachteile sie besitzt und wie du sie umsetzen kannst, erfährst du in diesem Beitrag.

Was bedeutet Buy and Hold? 

Buy and Hold ist eine Strategie, die auf langfristiges Investment setzt. Das Prinzip ist einfach. Einmal gekauft werden Börsenwerte bis zum Ende der geplanten Anlagedauer „durchgehalten“. Zwischenzeitlicher Verkauf oder Wiederkauf findet nicht statt. Die Papiere ruhen einfach im Depot. Buy and Hold zielt vor allem auf Aktien-Investments, ist aber genauso mit Fonds oder ETFs anwendbar.

 

Es gibt Aktien, bei denen die Strategie besser funktioniert als bei anderen. Darauf gehen wir im Lauf des Beitrags noch ein. Buy and Hold ist auch kein Ersatz für ein gut diversifiziertes Portfolio. Risikostreuung ist ganz unabhängig von der Strategie immer zu empfehlen und kann zum Erfolg des Investment-Ansatzes beitragen.

 

Mit gewissen Einschränkungen lässt sich Buy and Hold auch bei Edelmetallen verfolgen. Bei sonstigen Rohstoffen oder Währungen macht sie dagegen weniger Sinn - nicht nur weil deren Werte im Zeitablauf stark schwanken, sondern weil es oft keinen Trend in die eine oder andere Richtung gibt.

Welche Vorteile bietet die Strategie?

Niedrige Kosten

 

Buy and Hold ist eine kostengünstige Strategie. Es fallen im Idealfall höchstens zweimal Transaktionskosten an: beim Kauf und beim De-Investment am Ende der Anlagedauer. Ansonsten können noch Depotkosten entstehen, die sich aber minimieren lassen.

 

Niedrige Kosten sind ein positiver Renditefaktor an sich. Die Einmalkosten bei Kauf und Verkauf relativieren sich, je länger die Papiere gehalten werden. Insofern bietet die Strategie einen Vorteil gegenüber anderen, „kostspieligeren“ Ansätzen.

 

Wenig Aufwand und Stress

 

Die Strategie ist vergleichsweise einfach und bequem umzusetzen. Man muss nicht ständig Kurse und Marktentwicklungen beobachten. Es reicht, sich gelegentlich über Stand und Performance zu informieren. Kurzfristige Kursschwankungen spielen für die Investment-Entscheidung keine Rolle.

 

Deshalb kannst du auch zwischenzeitliche Kursverluste recht gelassen sehen. Wichtig ist, bei roten Kursvorzeichen nicht in Panik zu verfallen und aus Angst vorzeitig zu verkaufen. Das widerspricht dem Buy and Hold-Prinzip und zahlt sich meist nicht aus.

 

Langfristig hohe Erfolgschancen

 

Auf lange Sicht - und die zählt hier - stehen die Kurschancen bei Aktien gut. Aktien sind Sachwerte, die im Zeitablauf an Wert gewinnen, wenn das Unternehmen eine solide Geschäftspolitik verfolgt. Selbst Konjunktureinbrüche, einzelne Fehleinschätzungen oder schlechte Nachrichten ändern am langfristigen Trend nichts.

 

Das bestätigen auch Analysen. Aktieninvestments lassen im Schnitt und über lange Zeiträume Renditen von sechs bis acht Prozent p.a. erwarten. Bei Edelmetall-Investments deuten Untersuchungen auf lange Sicht zumindest auf realen Werterhalt hin - also eine Rendite, die (mindestens) der Inflation entspricht.

Gibt es auch Nachteile?

Falscher Zeitpunkt

 

Wenn du zu einem Zeitpunkt mit hohen Kursen einsteigst, belastet das die erzielbare Rendite. Die Crux ist: man weiß nie genau, ob gerade ein guter oder schlechter Zeitpunkt ist. Aber es gibt eine gute Nachricht: im Zeitablauf relativiert sich der Nachteil des falschen Timings in der Regel.

 

Und noch ein Tipp: wenn du nicht einmalig anlegst, sondern mit einem Wertpapiersparplan regelmäßig sparst, kannst du das Risiko obendrein deutlich reduzieren. Gute und schlechte Zeitpunkte halten sich hier üblicherweise die Waage.

 

Falsche Papiere

 

Eine nachhaltig gute Rendite ist nur mit entsprechenden soliden Papieren zu erzielen. Wer auf „schlechte Werte“ setzt, dem nutzt noch so langes Durchhalten nichts. Die Buy and Hold-Strategie ist so erfolgreich oder erfolglos wie die Aktien im Portfolio. Das Risiko, die falschen Papiere im Depot zu haben, lässt sich relativ einfach minimieren - durch Streuung.

 

Besonders gut gelingt das mit ETF’s oder auch mit herkömmlichen Fonds, weil die Risikostreuung bei diesen Finanzprodukten Prinzip ist. Auch die Finanztheorie empfiehlt die Streuung, weil die Risiken einzelner Papiere sich zum Teil gegenseitig aufheben. Stockpicking - die Auswahl einzelner Aktien ist danach immer suboptimal. Gerade für Einsteiger eignet sich fondsbasiertes Investment besonders gut. Je breiter gestreut, desto besser!

 

Nichts für Ungeduldige

 

Wer auf den schnellen Gewinn an der Börse aus ist, für den ist Buy and Hold nichts. Die Strategie basiert auf Investieren „mit langem Atem“, nicht auf Spekulieren. Mit Trading ist der Ansatz nicht zu vereinbaren. Er verlangt, ggf. auch lange Durststrecken durchzuhalten und manchem Börsenakteur geht das Erfordernis des „Stillhaltens“, „Nichtstuns“ und „Aussitzens“ gegen den Strich.

 

Die Erfahrung zeigt aber: Gerade das ist sehr oft die überlegene Strategie. Es gibt nicht wenige Wissenschaftler, die die Ansicht vertreten, dass das Trading ohnehin keinen Mehrwert besitzt. Danach ist es auf Dauer nicht möglich, durch Spekulation besser abzuschneiden als der Markt. Das einzige, was man produziert, sind Handelskosten.

 

Kosten ohne zusätzlichen Gewinn - das bedeutet: unter dem Strich schneidet man schlechter ab. Es soll nicht verschwiegen werden, dass es auch andere Meinungen gibt.

Wie lässt sich eine Buy and Hold-Strategie umsetzen?

Ausgangspunkt einer Buy and Hold-Strategie sollte stets ein gut diversifiziertes Portfolio sein. Bezogen auf Aktien bedeutet das eine möglichst breite Streuung über unterschiedliche Aktienmärkte. ETF’s sind dafür prädestiniert. Es handelt sich um börsengehandelte Indexfonds.

 

Ihr Investment-Prinzip ist die Indexnachbildung. Im ETF-Vermögen sind Papiere in genau der Zusammensetzung enthalten, in der sie auch in einem Aktienindex repräsentiert sind.

 

Ein Aktienindex gibt die Entwicklung eines Aktienmarktes bzw. der größten dort gehandelten Titel wieder. Bekannte Indizes sind zum Beispiel der DAX für den deutschen Aktienmarkt, der FTSE für britische Werte, der Nikkei für japanische Aktien, der S&P 500 für die fünfhundert größten US-Aktien usw..

 

Eine der breitesten Streuungen weist der MSCI World auf (über 1.600 Aktien aus 23 Industriestaaten). Mit einem DAX-ETF kaufst du also quasi den gesamten deutschen Aktienmarkt, mit einem MSCI World-ETF analog den weltweiten Aktienmarkt.

 

Buy and Hold wird oft auch im Hinblick auf Investments in einzelne Aktien diskutiert - zum Beispiel beim Value Investing (siehe hierzu den Abschnitt „Buy and Hold und Value Investing“). In diesem Fall kommt es entscheidend darauf an, die richtigen Aktien auszuwählen. Dabei ist weniger der aktuelle Kurswert von Bedeutung als der langfristig realistische oder „innere Wert“.

 

Das klassische Instrument, um diesen festzustellen, ist die sogenannte Fundamentalanalyse. Sie orientiert sich an bestimmten Kennziffern - insbesondere dem KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis), KCV (Kurs-Cash Flow-Verhältnis) oder dem DCF (Discounted Cash Flow).

 

Die Grundidee ist, den realen Unternehmenswert zu ermitteln, auf die einzelne Aktie herunter zu brechen und mit der aktuellen Marktbewertung zu vergleichen. Es geht aber mehr als nur darum, Kennzahlen auszurechnen. Auch eine qualitative Bewertung ist gefragt, um die langfristigen Entwicklungsperspektiven wirklich beurteilen zu können.

 

Die Fundamentalanalyse erfordert gute Marktkenntnisse und ein solides Betriebswirtschafts- und Finanzwissen. Sie bedeutet eine Menge Aufwand und ist eine klassische Aufgabe von professionellen Analysten. Aktieneinsteiger sollten sich nicht darin versuchen. Ohne entsprechendes Know How ist das Risiko hoch, falsch zu liegen. Mit dem ETF-Investment stehen die Erfolgsaussichten wesentlich besser.

Für wen bzw. wofür eignet sich Buy and Hold?

Die Buy and Hold-Strategie eignet sich für alle, die auf lange Sicht mit Aktien bzw. Aktienfonds Vermögen aufbauen wollen, zum Beispiel für die Altersvorsorge. Das setzt voraus, dass das eingesetzte Kapital nicht zwischenzeitlich anderweitig benötigt wird.

 

Nur dann kann man es sich wirklich leisten, einfach abzuwarten, wenn die Kurse gerade eine Durststrecke durchlaufen. Ist man dagegen auf das Geld angewiesen, muss unter Umständen zum ungünstigsten Zeitpunkt verkauft werden.

 

Besonders gut passt Buy and Hold, wenn du regelmäßig in Aktien sparen möchtest. Du kannst jeweils nur kleine Beträge anlegen, „die nicht weh tun“. Das Thema „guter oder schlechter Zeitpunkt“ relativiert sich - wie schon gesagt - angesichts der vielen Investmentzeitpunkte.

 

Und du profitierst von einer Art „Zinseszinseffekt“. Wenn ausgeschüttete Beträge automatisch wieder reinvestiert werden, dynamisiert sich das Vermögenswachstum über einen langen Zeitraum, ohne dass du etwas dazu tun musst.

Buy and Hold Strategie

Das beweisen statistische Untersuchungen. Nach Zahlen des Fondsverbandes BVI hatten Sparpläne, die in Aktienfonds mit globaler Ausrichtung investieren - Stand 31. Dezember 2021 - folgende Performance, wobei von monatlichen Sparraten von 100 Euro ausgegangen wurde.

Buy and Hold Strategie

Buy and Hold und Dividendenstrategie

Wer eine Dividendenstrategie verfolgt, erwirbt systematisch Aktien mit hohen Dividendenrenditen. Ziel ist ein möglichst hohes und regelmäßiges Einkommen aus Dividenden. Als klassische Dividendenwerte gelten Versorger und Konsumhersteller.

 

Qua Konstrukt bieten auch REIT’s hohe Ausschüttungen. Es gibt aber auch viele andere Unternehmen, die hohe Dividenden zahlen. Jedes Unternehmen verfolgt seine eigene Ausschüttungspolitik.

 

Damit die Dividendenstrategie funktioniert, müssen die betreffenden Aktien längerfristig gehalten werden. Eine verkaufte Aktie wirft logischerweise keine Dividende ab.

 

Da Aktien mit hohen Ausschüttungsquoten erfahrungsgemäß eher begrenzte Kurspotentiale haben, macht der Handel auch sonst wenig Sinn. Die Dividendenstrategie impliziert daher quasi automatisch eine Buy and Hold-Strategie.

Buy and Hold und Value Investing

Buy and Hold-Strategie und Value Investing weisen große Gemeinsamkeiten auf. Beim Value Investing wird gezielt in Aktien investiert, die derzeit an der Börse „unter Wert“ gehandelt werden.

 

Die Erwartung ist, dass die Börse im Zeitablauf zum wahren oder sogenannten „inneren Wert“ der Aktie findet. In diesem Fall profitiert der Value Investor nicht nur von der regulären Aktienrendite, er erzielt durch die Wertaufholung auch eine Überrendite.

 

In der Regel braucht es einige Zeit, bis die Wertaufholung stattfindet - unter Umständen einige Jahre. In dieser Zeit hält der Value Investor seine Aktien einfach durch und wartet ab. Das ist letztlich nichts anderes als Buy and Hold. Man kann Value Investing in diesem Sinne als eine besondere Variante der Buy and Hold-Strategie sehen.

 

Die Kunst besteht darin, Aktien zu finden, die tatsächlich unterbewertet sind. Ein niedriger Kurs alleine reicht alleine nicht, er kann ja durch Fakten begründet sein. Als Meister des Value Investing gilt der amerikanische Multimilliardär Warren Buffett. Er hat mit diesem Ansatz über Jahrzehnte erfolgreich sein Vermögen gemehrt. Im Januar 2022 belief sich der Marktwert des Buffett-Vermögens rund 113 Milliarden US-Dollar.

Buy and Hold und Rebalancing

Buy and Hold bedeutet nicht zwangsläufig, dass gar keine Umschichtungen stattfinden sollten. Im Rahmen des sogenannten Rebalancing kann das sogar manchmal sinnvoll sein. Unter Rebalancing versteht man die Anpassung der Vermögensaufteilung in einem Portfolio, wenn sich im Zeitablauf die Gewichte durch unterschiedliche Kursentwicklungen verschoben haben. Das Rebalancing soll die ursprüngliche Aufteilung wieder herstellen.

 

Dazu ein Beispiel:

 

In einem Portfolio mögen jeweils 100 Stück Fonds der Kategorie A und der Kategorie B enthalten sein. Jeder Fonds habe einen Kurswert von 200 Euro. Der Anteil beider Aktien im Portfolio beträgt je 50 Prozent. Der Kurs der Fonds Kategorie A möge im Zeitablauf konstant bleiben, der der Fonds Kategorie B steige auf 300 Euro.

 

Der wertmäßige Anteil von Fonds A sinkt dadurch auf 40 Prozent, der der Fonds B steigt auf 60 Prozent. Um die ursprüngliche Verteilung (ungefähr) wieder herzustellen, werden 16,67 Fondsanteile B verkauft und dafür 25 Fondsanteile A gekauft. Die Aufteilung ist wieder 50 : 50.

Fazit: Buy and Hold Strategie

Die Buy and Hold-Strategie ist der beste Ansatz für Börseneinsteiger, die mit Aktien gezielt Vermögen aufbauen wollen. Mit einem breit gestreuten Investment ist auf lange Sicht der Erfolg fast garantiert und deutlich besser als bei verzinslichen Anlagen.

Autorenbeschreibung

Autorenfoto Ricardo Tunnissen

Ricardo Tunnissen

diplomierter Bankbetriebswirt BankColleg
zertifizierter VR-Gewerbekundenberater RWGA

Über den Autor

Ricardo Tunnissen hat das Bankgeschäft von der Pike auf gelernt. Nach Abschluss seiner Ausbildung zum Bankkaufmann IHK, bei einer regionalen Volksbank, startete er als Privatkundenberater mit einer Veranwortung für über 3.000 eigene Kunden.

Sowohl während seiner Zeit als Finanzierungsspezialist in der privaten Baufinanzierung, sowie als Gewerbekundenberater in der Firmen- und Gewerbekundenabteilung, bildete er sich zum zertifizierten VR-Gewerbekundenberater RWGA weiter.

Es folgte ein berufsbegleitendes Studium zum Bankfachwirt BankColleg, Bankbetriebswirt BankColleg und zuletzt zum diplomierten Bankbetriebswirt BankColleg auf dem Campus Schloss Montabaur.

Erfahre hier mehr über die fachlichen Qualifikationen und die berufliche Expertise vom Autor.

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