Das Leasingfahrzeug ist ausgesucht, die Traum-Mietwohnung gefunden oder der Kreditantrag für das Eigenheim gestellt. Doch bevor die Unterschrift unter den Vertrag gesetzt werden kann, wird deine Bonität überprüft.
Mit der richtigen Vorbereitung kannst du Deine Kreditwürdigkeit verbessern und böse Überraschungen bei Vertragsabschluss vermeiden.
Die wichtigsten Punkte:
Unter Bonität (oder auch Kreditwürdigkeit) versteht man ganz allgemein die Fähigkeit, eingegangene finanzielle Verpflichtungen vertragsgemäß bezahlen zu können.
Sie umfasst zwei Ebenen: die persönliche und die materielle Kreditwürdigkeit.
Bei der persönlichen Kreditwürdigkeit spielen die Charaktereigenschaften, das Verhalten und die bisherigen Erfahrungen mit der Person eine Rolle.
Dazu gehören Faktoren wie Zuverlässigkeit, Vertragstreue, Glaubwürdigkeit, berufliche Qualifikation oder das Verhalten im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umfeld.
Bei der materiellen Kreditwürdigkeit geht es darum, dass der Vertragspartner über ein ausreichendes Einkommen oder finanzielle Mittel verfügt, um die vorgesehenen Zahlungen und Raten zu begleichen.
Die Bonität spielt im wirtschaftlichen Leben eine große Rolle. Viele Unternehmen prüfen bei einem Vertragsabschluss die Bonität ihrer Kunden. Auf diese Weise versuchen sie, Zahlungsausfälle zu vermeiden und den Kostenaufwand für das Inkasso von offenen Zahlungen zu minimieren.
Die Bonität beeinflusst Deine Verhandlungsposition im Wesentlichen in zwei Fragestellungen:
Je schlechter sich die Bonität und damit die Kreditwürdigkeit darstellt, umso wahrscheinlicher ist es, dass ein Kreditvertrag abgelehnt wird. Auch Handy-, Leasing- oder Mietverträge werden bevorzugt an Kunden mit guter Bonität vergeben.
Bei einer einwandfreien Bonität besteht für die Bank kaum ein Ausfallrisiko. Sie erhält das ausgeliehene Geld samt Zinsen sehr wahrscheinlich vollständig zurück. Bei einer schlechten Bonität steigt das Risiko, dass die Bank einen Kreditverlust erleidet.
Dieses Risiko preist sie in die Kreditkonditionen ein. Je schlechter die Bonität eines Kunden, umso höher wird beispielsweise der Zinssatz sein, den die Bank für die Bereitstellung des Kredites verlangt.
Hast Du eine gute oder sehr gute Bonität, bist Du ein gern gesehener Vertragspartner. Im Gegensatz dazu führt eine schlechte Bonität dazu, dass viele Verträge nicht oder nur zu sehr schlechten Konditionen abgeschlossen werden können.
Um die Bonität eines potenziellen Kunden zu überprüfen, können Unternehmen und Banken die wirtschaftlichen und persönlichen Umstände des Kunden entweder selbst beleuchten oder auf externe Anbieter und Auskunfteien zurückgreifen.
Auskunfteien sind Unternehmen, die personenbezogene Daten sammeln und auswerten. Daraus erstellen sie eine Bewertung (oft als Score-Wert), die Auskunft über die Bonität einer Person geben soll.
Zu den darin einfließenden Daten gehören neben den Identifikationsdaten auch Angaben zu bestehenden Konten, Krediten, Mobilfunk- und Leasingverträgen, Mahnverfahren oder Insolvenzen.
Auf die Schufa wird üblicherweise im Massengeschäft und bei Standardverträgen zurückgegriffen. Der Schufa-Score ermöglicht einen schnellen Vertragsabschluss, ohne zuvor eine arbeitsintensive Bonitätsprüfung durchführen zu müssen.
Vor Vertragsabschluss mit Privatpersonen wird zunächst eine Schufa-Auskunft eingeholt und der Score-Wert überprüft. Liegt der Score-Wert bei 95 oder höher, ist die Bonität gut oder sehr gut. Bei einem Score-Wert unter 80 ist das Kreditausfallrisiko sehr hoch. Das Unternehmen entscheidet selbst, bis zu welchen Score-Werten ein Vertragsabschluss noch möglich sein soll.
Bei komplexen und längerfristigen Verträgen wie beispielsweise einer Baufinanzierung verlässt sich eine Bank nicht allein auf den Schufa-Score. Vielmehr lässt sie sich die wirtschaftlichen Verhältnisse des Kunden anhand geeigneter Unterlagen offenlegen und stellt selbst Berechnungen zum Ausfallrisiko des Kunden anstellen.
Aus den Daten zu Einkommen, Vermögen, Liquidität, Lebensumstände des Kunden, Kontoführung, eventuellen Schufa-Einträgen und anderen persönlichen Faktoren wird schließlich die Bonität des Kunden ermittelt.
Wie stark die einzelnen Faktoren gewertet werden, ist von Bank zu Bank individuell verschieden.
So kann es sein, dass eine Bank bei Dir noch knapp eine gute Bonität ermittelt, bei der nächsten wird sie nur noch als befriedigend angesehen.
Es gibt zahlreiche größere und kleinere Faktoren, die sich auf die Bonität auswirken können.
Sie kann auf gleich zwei Ebenen Einfluss auf die Bonitätsbeurteilung haben. Zum einen ist der ermittelte Schufa-Score ein Maß für die Bonität des Kunden, zum anderen können der Schufa verschiedene Merkmale entnommen werden.
Hierzu gehören Negativmerkmale wie eingeleitete Inkassoverfahren, Kredit- und Kontokündigungen, Privatinsolvenz oder die Abgabe der Eidesstattlichen Versicherung. Negativmerkmale führen üblicherweise zu einer Ablehnung der Finanzierung.
Andere Merkmale wie Girokonten, Leasingverträge, Kreditkarten und Kreditverträge werden als gut bzw. neutral angesehen. Eine Häufung dieser Merkmale könnte jedoch auf eine sich verschlechternde Bonität hindeuten. Besteht eine Vielzahl an Kredit- und Ratenzahlungsverträgen, wird die Bank bei der Bonitätsprüfung etwas genauer hinschauen.
Nur, wer über ein entsprechendes Einkommen verfügt, wird eine eingegangenen Verbindlichkeiten langfristig zurückzahlen können. Ein regelmäßiges und ausreichend hohes Einkommen ist daher mit der wichtigste Faktor für die Bonitätsbeurteilung.
Befristete Arbeitsverträge, unregelmäßige Lohnzahlungen oder mehrere kleine Jobs nebeneinander wirken sich negativ auf die Bonität aus.
Nach Abzug aller festen Ausgaben wie Miete, Versicherungen, Telefon und Internet, Lebensmittel, Kleidung oder Mobilität verbleibt ein gewisser Betrag zur freien Verfügung. Je höher dieses freie Einkommen ausfällt, umso besser ist die Bonität.
Kredite können nicht nur aus den regelmäßigen Einkünften, sondern auch aus bereits vorhandenen Mitteln zurückgezahlt werden. Je mehr freies Vermögen vorhanden ist, umso besser fällt die Bonitätsbeurteilung aus. Zudem kann freies Vermögen auch zur Absicherung von Krediten herangezogen werden.
Je höher die Verschuldung, umso höher ist die monatliche Belastung durch Zinsen und Tilgung. Eine hohe Verschuldung wirkt sich negativ auf die Kapitaldienstfähigkeit und damit auch auf die Bonität aus.
Hinzu kommt, dass es im Ernstfall zu Problemen führen kann, wenn viele Gläubiger vorhanden sind - nämlich dann, wenn ein Gläubiger einen Kredit kündigt und eine Lohnpfändung veranlasst. Das Ausbleiben eines Teils des Lohnes führt dann zu einem Dominoeffekt, bei dem alle anderen Finanzierungen ebenfalls gekündigt werden.
Banken bewerten regelmäßig die Kontoführung ihrer Kunden. Beurteilt wird beispielsweise, ob es Überziehungen oder vermehrte Lastschriftrückgaben gibt, ob Pfändungen eingehen, ob das Konto stets im Soll geführt wird oder üblicherweise im Guthaben steht.
Eine unregelmäßige Kontoführung deutet auf finanzielle Probleme hin, was sich wiederum negativ auf die Bonitätsbeurteilung auswirkt.
Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist die Fähigkeit, sein Leben und seine Finanzen im Griff zu haben. Hat jemand seit Jahren trotz eines sehr guten Einkommens keinerlei Ersparnisse an die Seite gelegt, stellt sich die Frage, ob er seinen Lebensstil einschränken kann, um zukünftig die Kreditraten zu bezahlen.
Hier empfiehlt es sich, ein Haushaltsbuch zu führen.
Anders herum leben einige Menschen so bescheiden, dass sie Kredite trotz wenig Geld problemlos zurückzahlen können.
Für Baufinanzierungen empfehle ich dir Dr. Klein*, Baufi Rheinland* und Baufi24*.
Ohne eine Schufa-Auskunft geht im Wirtschaftsleben fast gar nichts mehr. Eine der wichtigsten Maßnahmen für eine Verbesserung der Bonität ist es daher, die Schufa möglichst sauber zu halten.
Manchmal sind bei der Schufa noch Daten gespeichert, die längst nicht mehr aktuell ist. Dies kann z. B. passieren, wenn ein Vertragspartner vergisst, einen erledigten Vertrag löschen zu lassen. Hier solltest Du auf eine Löschung hinwirken.
Hast Du mehrere Girokonten, Dispokredite oder Kreditkarten, die Du nicht wirklich benötigst, kannst Du diese Verträge kündigen. Ein Zuviel an Girokonten und Kreditkarten wirkt sich tendenziell negativ auf den Score aus.
Der Schufa-Score wird alle drei Monate aktualisiert.
Dies bedeutet, dass Du ein wenig warten musst, bis eventuelle Änderungen und Löschungen der Schufa-Merkmale sich positiv bemerkbar machen.
Eingeleitete Mahnverfahren werden gemeldet und wirken sich negativ auf die Schufa aus. Daher unbedingt auf fristgerechte Zahlungen Deiner Verbindlichkeiten achten.
Der häufige Wechsel der Bankverbindung kann auf Zahlungsprobleme hindeuten und wirkt sich negativ auf den Schufa-Score aus.
Hast Du verschiedene Kleinkredite am laufen, solltest Du über eine Zusammenfassung zu einem großen Kredit nachdenken. Je mehr Kreditverträge in der Schufa stehen, umso schlechter wird der Score.
Verspätete Zahlungen solltest Du immer zuvor absprechen. So vermeidest Du in der Regel, dass dies der Schufa gemeldet wird.
Kreditanfragen werden der Schufa gemeldet und gelten, wenn sie häufig vorkommen, negativ auf die Bonität aus. Besser ist es, Konditionen-Anfragen zu stellen.
Diese werden neutral gewertet. Diese Maßnahmen wirken sich nicht zeitnah aus, da beispielsweise erledigte Kredite noch 3 Jahre in der Schufa-Historie gespeichert sind. Die Bonität wird sich erst im Laufe der Zeit nach und nach verbessern.
Mein Tipp: Du hast nach Art. 15 DS-GVO einmal jährlich das Recht auf eine kostenlose Kopie der von Dir gespeicherten personenbezogenen Schufa-Daten. Diese kannst du unter https://www.meineschufa.de/de/datenkopie anfordern. Für die eigene Überprüfung der gespeicherten Daten ist diese Auskunft vollkommen ausreichend.
Banken schauen bei der Bonitätsprüfung etwas genauer hin. Zusätzlich zu den Maßnahmen, die auch für die Verbesserung der Schufa geeignet sind, achten Banken auf folgende Aspekte:
Für eine größere Finanzierung lässt sich die Bank üblicherweise die Kontoauszüge zeigen. Sind darauf zahlreiche Lastschriftrückgaben, Überziehungen, Kreditraten oder Inkassoaufträge erkennbar, wird dies negativ gewertet. Achte darauf, dass Du Rechnungen pünktlich bezahlst und das Konto aus dem Guthaben heraus oder zumindest im vereinbarten Kreditnahmen führst.
Im Idealfall sind die Einnahmen höher als die Ausgaben. Ist dies nicht der Fall, solltest Du nach Einsparpotenzial suchen. Das Führen eines Haushaltsbuches kann dabei helfen.
Ist Eigenkapital vorhanden, beeinflusst dies die Bonität positiv. Zum einen sind Reserven vorhanden, zum anderen hast Du bewiesen, dass Du dazu in der Lage bist, Rücklagen zu bilden und mit einem Geld hauszuhalten.
Für eine seriöse Einschätzung der aktuellen Situation, empfiehlt sich ein offenes Gespräch mit der Bank. So können offene Fragen geklärt, Bedenken thematisiert und Lösungen gefunden werden.
Für Baufinanzierungen empfehle ich dir Dr. Klein*, Baufi Rheinland* und Baufi24*.
diplomierter Bankbetriebswirt BankColleg
zertifizierter VR-Gewerbekundenberater RWGA
Über den Autor
Ricardo Tunnissen hat das Bankgeschäft von der Pike auf gelernt. Nach Abschluss seiner Ausbildung zum Bankkaufmann IHK, bei einer regionalen Volksbank, startete er als Privatkundenberater mit einer Veranwortung für über 3.000 eigene Kunden.
Sowohl während seiner Zeit als Finanzierungsspezialist in der privaten Baufinanzierung, sowie als Gewerbekundenberater in der Firmen- und Gewerbekundenabteilung, bildete er sich zum zertifizierten VR-Gewerbekundenberater RWGA weiter.
Es folgte ein berufsbegleitendes Studium zum Bankfachwirt BankColleg, Bankbetriebswirt BankColleg und zuletzt zum diplomierten Bankbetriebswirt BankColleg auf dem Campus Schloss Montabaur.
Erfahre hier mehr über die fachlichen Qualifikationen und die berufliche Expertise vom Autor.
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Ricardo Tunnissen
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